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METALLISIERTE WELT: Auf den Spuren einer Subkultur (Buch)

In seinem Buch „METALLISIERTE WELT- Auf den Spuren einer Subkultur“ zeigt uns Autor Moritz Grütz eine ganz andere Metal-Welt. Er hat Bands aus den abgelegensten Winkeln der Erde und mit etlichen verschiedenen Religionen interviewt. Doch eins haben sie alle gemeinsam: Sie sind Musiker, Metalheads und wollen Metal spielen!

Moritz Grütz ist Metal-Fan, Musiker, selbst begeisterter Konzertgänger und Chefredakteur bei Metal1.info. In seinem Buch „METALLISIERTE WELT- Auf den Spuren einer Subkultur“ veröffentlichte er jetzt 34 Interviews mit Bands aus aller Welt. Diese Interviews sind als solche abgedruckt, alphabetisch nach den Herkunftsländern der Musiker geordnet. Der Autor fand heraus, wie sich Metalheads im letzten Winkel unseres Planeten fühlen. Er erfuhr immer wieder aufs Neue, dass es nicht überall so einfach ist, Mitglied einer Metal-Combo zu sein. Er ergründete, in welchen Regionen es sogar lebensgefährlich sein kann, Metal-Musiker zu sein und in welchen Gegenden man es als Metaller einfach nur schwer hat, weil kein echter Metalmarkt besteht und der Underground einfach zu klein ist.

Schlägt man „METALLISIERTE WELT- Auf den Spuren einer Subkultur“ auf, findet der Leser zuerst das Vorwort von Barney Ribeiro von NERVECELL aus den Vereinigten Arabischen Emiraten. Er tritt auch als Interviewpartner im weiteren Verlauf des Buches in Erscheinung. Im Vorwort spricht eben Barney Ribeiro über den imaginären Soundtrack des Mittleren Ostens:  Wenn es diesen Soundtrack gäbe, wäre er zu 110 % ein Heavy-Metal-Soundtrack. Anschließend wendet sich Autor Moritz Grütz an seine Leser. Er berichtet über den im Westen längst angekommenen Mainstream. Und er erzählt von seiner Suche nach der metallisierten Welt in Regionen, in denen Metal eben noch nicht zum Mainstream geworden ist.

So hat beispielsweise Afghanistan überhaupt nur eine Metal Band. Sully Omar von der Progressive Metal-Band DISTRICT UNKNOWN berichtet über das Metal Horns-Verbot in seinem Land und von den Schwierigkeiten, welche die Band beim Beschaffen von Equipment oder bei der Suche nach einem Proberaum hat. Mit Todesdrohungen und Sicherheitsproblemen lernten die Musiker umzugehen und spielen deshalb nur noch Underground Events mit geladenen Gästen. Ihre Texte sind zwar meist in Englisch, aber – um Schwierigkeiten zu vermeiden –  nicht politischer oder religiöser Art.

„Das Home-Recording hat für viele Bands natürlich alles deutlich leichter gemacht.“ (CRESCENT, Ägypten)

In Ägypten bessert sich die Lage hingegen etwas, weiß Ismaeel Attallah von CRESCENT. Noch 1996 wurden Metalheads festgenommen und in dunkle Verliese gesteckt, weil sie angeblich Teufelsanbeter nach dem Vorbild der westlichen Welt waren. Heute kann die Bevölkerung darüber lachen, Metal-Musiker beginnen langsam auch politische Themen in ihren Lyrics zu verarbeiten.
In Bangladesch raucht man aus Mangel an Alkohol eher Marihuana bei Konzerten und die enthusiastischen chilenischen Fans mögen es gerne extrem und brutal. Und das obwohl Metal in Chile noch immer nicht allgemein akzeptiert wird.

Askhan Avagchuud von NINE TREASURES berichtet über die wachsende Metalkultur der Inneren Mongolei, wo nun auch etliche Metal Bands zu Rockfestivals eingeladen werden. In Costa Rica, dem fortschrittlichsten Staat Lateinamerikas, ist Heavy Metal generell sehr angesagt. Allerdings wollen viele nur internationale Acts sehen, was die lokale Bandszene leider sehr ausbremst. Zudem erfährt der Leser, dass Costa Rica einen hohen Frauenanteil von bis zu 50% bei Konzertbesuchern hat. Eine Frage, die im Buch immer wieder auftaucht und selten so beantwortet wird. Auch die Metaller in Grönland haben Probleme: Sie kämpfen mit nicht vorhandenen Studios und die mittlerweile gegründeten Bands können nur ab und zu ein paar wenige Underground-Gigs spielen.

In Indonesien macht Präsident Widodo Metal-Musik populärer!

Der Inder Nolan Lewis, Sänger und Gitarrist von KRYPTOS erzählt im Interview von seinem Glück: Er durfte am Wacken Open Air teilnehmen. Das war in einem Jahr, in dem es sehr heiß war und sich alle wunderten, dass er als Inder über die Hitze klagte. In seinem Heimatland ist Präsident Widodo der wohl berühmteste Metalfan des Landes!
Der Iran ist das einzige Land, welches mit drei Bands in „Metallisierte Welt- Auf den Spuren einer Subkultur“ vertreten ist. Wahrscheinlich, weil die Meinungen der Interview-Partner so sehr auseinander gehen: Von AVESTA ist ein Brief abgedruckt, indem sich die Band entschuldigt, aufgrund der derzeitigen Situation nicht am Interview teilnehmen zu können. ARAS hingegen stellt sich den Fragen von Moritz Grütz. Die Band beschreibt die Gefahr, festgenommen zu werden und das Problem der Kommunikation mit ausländischen Medien. Ein Bandmitglied berichtet von der Flucht nach Armenien und Gesprächen mit der UN. Diese konnte oder wollte für ihn nichts tun. Band Nummer drei ist ARSAMES. Die Jungs machen sich wenig Sorgen um die Situation im Land. Sie gehen fest davon aus, dass sich alles verbessern wird und der verbotene Metal bald auch öffentlich gespielt werden darf. Derzeit ist Heavy Metal im Iran nur ohne Gesang erlaubt. Die Band erzählt, dass ein Mitglied noch vor 25 Jahren ein verbotenes SEPULTURA-Logo auf der Autoscheibe hatte. Dafür wurde er mehrmals festgenommen, weil die Polizei dachte, es wäre etwas satanistisches.

„Offizielle oder private Studios sind sehr teuer und es gibt keine Toningenieure, die wissen, wie man Metal aufnimmt“ (NARBELETH, Kuba)

In Kuba hingegen besteht das größte Problem darin, bezahlbare und qualitativ gute Instrumente zu beschaffen. Dakkar von der Black Metal Band NARBELETH aus Havanna erzählt von seinen Erlebnissen und Erfahrungen auf und mit deutschen Festivals. Und wo wir gerade bei deutschen Festivals sind: Für den Libanon wurde Bassem Deaibess von den Wacken-Metal-Battle-Gewinnern BLAAKYUM befragt. Dort verschwand Metal 1990 nach dem Bürgerkrieg aus den Medien. Seither spielt diese Musik kaum mehr eine Rolle im Leben vieler in diesem stark religiös geprägten Land. Einige Bands lassen sich dadurch jedoch nicht ausschalten. BLAAKYUM orientiert sich westlich an Bands wie DEEP PURPLE, LED ZEPPELIN, CANDLEMASS, TESTAMENT oder OVERKILL.

„Keiner hört dich, keiner weiß, dass du da bist.“ (BEYOND YOUR RITUAL, Madagaskar)

Musiker von Inseln wie Madagaskar oder den Malediven hingegen leiden hauptsächlich unter der Abgeschiedenheit zum Rest des metallisierten Planeten.
Sicher auch noch interessant ist das Interview mit der mexikanischen Metal-Sängerin Salai Ereshkigal der Black Metal Band BENATNASH und der Folk Metal Band EIDYLLION. Sie bringt zusätzlich noch die Sicht einer Frau im männerdominierten Metalzirkus ins Spiel.
Abschließend findet man das Interview mit Barney Ribeiro von der Exteme Metal Band NERVECELL, der sich schon mit seinem Vorwort zu Wort gemeldet hat. Er plaudert über eine junge und wachsende Metalszene in Dubai, mit zwei bis drei Clubs und großen Arenakonzerten, wenn Bands wie METALLICA oder BLACK SABBATH auftreten. Und auch er sieht immer häufiger Frauen bei Metal Shows, geht aber davon aus, dass das noch an den vielen Zuwanderern liegt.
Das Schlusswort fasst den Inhalt des Buches nochmal sehr schön auf wenigen Seiten zusammen. Zwischen den einzelnen Textabschnitten befinden sich Bandzitate aus den Interviews.

Fazit:

Wer ein wenig hinter die Kulissen des nicht ausschließlich westlich geprägten Metalzirkus´ schauen möchte, sollte den Erwerb von „METALLISIERTE WELT– Auf den Spuren einer Subkultur“ durchaus in Betracht ziehen. Das Buch liest sich sehr gut, ist informativ und enthüllt im lebendigen Interviewstil interessante Details aus dem Leben verschiedener Metal-Musiker. Es werden Einblicke in uns doch sehr fremde Kulturen gewährt und die Situation der Metalheads in verschiedenen Ländern und Kontinenten aufgezeigt.
Von mir ein definitives: Lohnt sich!

Veröffentlichung: 02.01.2018

Titel: Metallisierte Welt

Autor: Moritz Grütz

Verlag: Hirnkost
ISBN: 978-3-945398-69-2 (print)
ISBN: 978-3-945398-71-5 (e-book)

180 Seiten/ Hardcover 20×25 cm/ Preis: 28 Euro

Hier erhältlich: http://shop.hirnkost.de

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