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Corona-Doom: Angst, Hoffnung, Ausgangssperre

Wie erleben die Menschen in Italien den Corona-Horror?

Vorweg gesagt: vampster hat nicht vor, mit erhobenem Zeigefinger durch die Welt zu ziehen, zu schlaumeiern oder sich irgendwie am Thema nach vorn zu schieben, das uns alle betrifft. Über unser aller Virus braucht man nicht viel erklären, das können die Wissenschaftler und Mediziner und leider auch die Besserwisser weitaus besser. Warum wir das Thema trotzdem aufgreifen? Bleiben wir bei mir persönlich: Ich war Mittwoch beim Arzt, als Risikopatient hat das Thema Corona nochmals eine andere eigene Wertigkeit. Ich war früh genug dort, um als erster dran zu sein. Zu sehen, welches Gepöbel und Genörgele losging, weil mein Doc die Leute gebeten hat, draußen vor der Tür mit passendem Abstand zu warten, statt dichtgedrängt im Wartezimmer, das war echt krank. Unnötig zu erwähnen – oder nein, gerade jetzt nötig – dass dem ganzen Praxisteam die totale Erschöpfung anzusehen war. Großen Respekt an all die, die für uns kämpfen, Tag für Tag, um eben das zu verhindern, was wir gar nicht so weit weg in Italien erleben. Dann holt man noch ein Brot beim Bäcker, steht brav mit Abstand in der Schlange. Endlich dran, drückt sich eine Frau von draußen rein nach vorn. Sie will ja nur kurz ein Brot holen! Leute im eigenen Umfeld, die das alles ja sooo übertrieben finden.

Noch längst nicht alle haben Angst vor dem Corona-Virus

Und dann denkt man an seine Freunde, genauer gesagt an die Jungs von den nicht mehr bestehenden Epic-Doomern THUNDERSTORM. Lange Wegbegleiter schon in Zeiten, als der Doom-Metal noch nicht trendy war, sondern ein Subgenre für ein paar traurige Freaks. Viele gemeinsame Konzerte, eins davon war letztendlich die Geburtsstunde des DOOM SHALL RISE-Festival und nebenbei auch der Tag, an dem ich von vampster.com einkassiert wurde. Egal, zurück zu den Jungs, die in Bergamo leben, dem Zentrum der Epidemie in Italien. Mit nicht enden wollenden Infektions- und Todesfällen. Dann denkt man an die Jungs dort, an ihre Angehörigen, an den Horror, den sie durchleben – und denkt an die immer noch rumlaufenden Besserwisser, die diese Lage, wie wir sie haben, nicht ernst nehmen.

Daher der Gedanke, dass wer mag, einfach mal hört, wie es dort aussieht. Nicht von den Medien in Sekundenspots, sondern direkt von Menschen, die dort dem Horror ausgesetzt sind, an dessen Punkt wir hoffentlich nicht kommen werden. So findet Ihr hier Infos und Meinungen von THUNDERSTORM-Basser Omar Roncalli, THUNDERSTORM/TEMPLE OF PAIN-Sänger und Gitarrist Fabio Bellan und von BLACK CAPRICORN Sänger/Gitarrist Fabrizio Monni. Und dann schaut man in die Welt und sieht die Corona-Krise weiter wachsen. So hab ich im Anschluss noch bei ein paar Doomfreunde aus anderen Ecken nachgefragt, wie es bei ihnen aktuell aussieht. Stand der Fragen war Sonntag, der 22. März, Stand der Antworten 23.-25. März. Nun schauen wir aber erstmal nach Italien.

Wie erleben die Menschen in Italien den Corona-Horror?

Fabio, Omar, ihr lebt in Bergamo, dem jetzigen Zentrum des Corona-Horrors. Fabrizio, du lebst weiter im Süden auf der Insel Sardinien. Wenn ihr ein paar Wochen zurück denkt an die ersten Nachrichten von China, da war das noch alles weit weg. Da war man schockiert, aber es war halt dort drüben in China. Hat man das bei euch auch so gesehen? Was waren deine Gedanken, als die ersten Fälle in Italien auftauchten?

Fabio: Ja, ich lebe in Bergamo, im Zentrum des Corona-Massakers in Europa. Ich hätte niemals erwartet, dass das alles so weit geht. Das ist seltsam, sehr strange, aber leider Realität! Das erste Gefühl war: Ein paar Fälle vom Corona-Virus, wen interessiert das? Es ist wie eine Grippe, wen interessiert das? Aber nach einer Woche begannen so viele alte Menschen zu sterben und zu sterben und zu sterben… Ich hab die ganze Zeit durch die Sirenen der Krankenwagen gehört. Wie in einem apokalyptischen Film!

Omar: Wie all die anderen habe ich die News nicht ernst genommen. Ich dachte, es wäre schlichtweg unmöglich, dass sich der Virus auf der ganzen Welt verteilt.

Fabrizio: Um ehrlich zu sein, weder ich noch meine Freunde haben geglaubt, dass dieser Virus so tödlich sein wird. Unsere ersten Erwartungen waren ähnlich wie bei vorherigen Covid-Aufkommen wie Sars vor einigen Jahren. Wir hätten niemals erwartet, dass wir einen neuen “Schwarzen Tod” erleben werden. Es ist schlimm, was da im Norden von Italien gerade passiert.

Foto: Thunderstorm
THUNDERSTORM: Fabio (Mitte), Omar (rechts) Foto: Band

Dann ging es Schlag auf Schlag! Die Infizierten bei euch im Norden wurden immer mehr und es folgten die ersten Toten. Hier in Deutschland hat man das anscheinend noch nicht so ernst genommen. Wie habt ihr darauf reagiert?

Fabio: Es war ein schlimmes Gefühl, ein wirklich schlimmes Gefühl! Und da hatte ich durchaus Recht, der Corona-Virus ist wie ein stiller Serienkiller. Du kannst ihn nicht sehen, du kannst ihn nicht fühlen … aber er ist da draußen!

Omar: Du weißt ja, erst wenn die Leute plötzlich anfangen zu sterben, wird aus News eine echte Tragödie. Ok, anfangs starben nur sehr alte Menschen mit Vorerkrankungen. Aber es wächst die Angst, dass sich das ändert. Auch wenn du jung bist, kann es dich erwischen.

Fabrizio: Bis die Verbreitung so schnell angestiegen ist, waren wir sowohl überrascht als auch erstaunt. Ich dachte, was zur Hölle da nun abgeht. Das Wochenende 6./7. März wollte ich nach Hamburg zum HELL OVER HAMMABURG kommen. Aber zwei Tage vorher wurde der Flug von Mailand gestrichen. Es war unmöglich, Italien zu verlassen, es waren die ersten Tage, als es keine Flüge mehr gab und die Grenzen geschlossen wurden. Heute sind wir froh, dass wir in diesen Tagen nicht von Mailand und Bergamo geflogen sind.

Leben mit der Ausgangssperre

Was dann kam, nun, das kennen wir aus den Nachrichten. Wer was wann falsch gemacht hat, das können wir nicht wirklich bewerten. Heute ist alles anders. Ihr habt Ausgangssperre. Wie war es für dich in der ersten Zeit, wie fühlt sich das heute an nach zehn Tagen?

Fabio: Es fühlt sich an, wie in einer großen Luftblase gefangen zu sein. Du verstehst nicht wirklich, was da gerade passiert, es ist ein sehr komisches Gefühl.

Omar: Offensichtlich ist es leichter, die gefallenen Entscheidungen nach zehn Tagen zu beurteilen. Ich stecke ja nun schon seit 30 Tagen zuhause fest, musste auf eine OP warten. Letztendlich musste ich das Risiko eingehen, nicht operiert zu werden! Eben weil das Krankenhaus Plätze frei halten musste wegen dem Corona-Virus. Egal, ich hab die OP hinter mir und alles ist ok. Nun ja, als Musiker hat es auch Vorteile, eingesperrt zu sein! Du kannst spielen, üben, und auch Musik hören – wie in einem goldenen Käfig in einem Elfenbeinturm.

Fabrizio: Ich kann auch nicht sagen, ob oder was bei den Entscheidungen falsch war. Ich denke keiner von uns, auch nicht die älteren Leute, hat je so eine Situation durchlebt. Vielleicht die ganz alten Menschen. In Anbetracht dessen, was der Virus mit sich bringt, wurde in allen Regionen in Italien die Ausgangssperre festgelegt. Hier auf Sardinien haben die Geschäfte vor zwei Wochen geschlossen, auch Bars, Restaurants, Veranstaltungen, Konzerte. Wir haben bisher weniger Beschränkungen als der Norden Italiens, aber die meisten Einschränkungen gelten seit letzter Woche für ganz Italien.

Am Anfang findet man sicher einiges zu tun, das schon lange liegengeblieben ist. Was macht man, wenn all dies erledigt ist und die große Langeweile aufkommt? Fabio, du hast sicher schon all deine Oldschool-Games wieder durchgezockt! Du kannst nicht aufs Motorrad, sicher auch schlimm.

Fabio: Ich würde gern so viele Dinge machen, aber ich kann absolut nichts tun. Ich habe ständig Angst und das bremst mich, irgendetwas zu tun. All meine Leidenschaften sind geblockt, vor allem natürlich Musik zu machen, meine geliebten Retro-Videogames zocken, an meinem Motorrad zu basteln und so weiter. Das alles ist schlimm, echt schlimm!

Omar: Ich sehe es als eine Art mentale Prüfung. Man muss kreativ werden darin, positive Situationen zu erschaffen oder neu aufleben zu lassen. Glücklicherweise ermöglicht uns das Internet, neue Dinge zu lernen und mit den Menschen in Kontakt zu bleiben. Wie bei allen Schwierigkeiten ist die eigene Einstellung entscheidend. Sei positiv und nutze die Zeit, um dein Ding zu machen, das du immer schon machen wolltest. Gerade auch etwas mit Kunst, denn Kunst heilt und versetzt einen in eine gute Stimmung.

Fabrizio: Ich denke das ist die große Frage. In einigen Zeitungsartikeln sagen die Doktoren, dass mentale Probleme zunehmen werden. Ich meine wir werden nicht alle durchdrehen, aber wenn die Ausgangssperre und die Isolation weiter anhält, dann, denke ich, erwarten uns einige Probleme, nicht nur körperliche.

Wie hältst du den Kontakt zu deiner Familie und Freunden?

Fabio: Mit Telefonieren und Skype. Aber ich vermisse die menschlichen Kontakte, das Bier im Pub und viele viele Dinge…

Omar: Skype, WhatsApp, facetime

Fabrizio: Ich telefoniere täglich mit meinen Eltern, meine Frau Rachela ebenfalls mit ihrem Vater. Meine Freunde und meinen Bruder erreiche ich zumeist per WhatsApp und über das Internet. In den vergangenen drei Wochen habe ich lediglich meine drei Kollegen getroffen und die Verkäufer in den Lebensmittelläden. Seit heute versuche ich, von zuhause aus zu arbeiten. Somit werde ich die die nächsten ein bis zwei Wochen ausschließlich meine Frau sehen. Wie gesagt, das letzte Mal, dass ich meine Freunde getroffen habe, ist bereits drei Wochen her.

Was passiert, wenn ihr das Haus verlasst ohne echten Grund? Gibt es harte Strafen?
Verstehen die Menschen, warum das alles so ist? Hier in Deutschland gibt es noch genug, die das alles nicht ernst nehmen.

Fabio: Es gibt schwere Strafen, Geldstrafen von 500 bis 3000 Euro und Freiheitsstrafen.

Omar: Wenn Du nicht unter Quarantäne stehst, zahlst du 200 Euro. Wenn du mit dem C-Virus infiziert bist, kannst du ins Gefängnis kommen.

Fabrizio: Ich hab gelesen, dass die Polizei in der ersten Woche der Ausgangssperre 700.000 Kontrollen durchgeführt hat und an die 40.000 Leute gefunden hat, die irregulär unterwegs waren, vor allem im Norden.

Man fühlt sich wie in einem Horrorfilm

Ihr habt den Horror direkt vor der Tür, es muss sich anfühlen wie in einem Endzeit-Film.

Fabio: Ja, machmal fühlt es sich an wie in einem Horrorfilm oder in einem Computerspiel, wenn man aus dem Fenster schaut und stundenlang keine Menschen oder Autos sieht. Ein sehr sehr seltsames Gefühl…

Omar: Die verlassenen Straßen anzuschauen und niemand ist dort draußen hat tatsächlich was von den George A. Romero-Filmen oder den alten Endzeit-Filmen… Ich hoffe, dies hier geht besser aus als in diesen Filmen!

Fabrizio: Das hab ich mir auch gedacht in den letzten Tagen mit all den SciFi-Filmen auf Netflix usw. über Ansteckung, Infektion zum Zombie… Lustig und schräg zur gleichen Zeit!

Die Krankenhäuser sind nicht mehr in der Lage, alle zu behandeln. Allein gestern starben 800 Menschen! Alte Menschen werden zum Sterben aussortiert. Nicht weil sie es nicht wert sind, behandelt zu werden, sondern weil schlichtweg keine Möglichkeit mehr besteht, der Lage Herr zu werden. Das Militär verteilt die Gestorbenen auf die Krematorien, die rund um die Uhr „arbeiten“.

Fabio: Es ist furchtbar… Man kann auf YouTube sehen, wie mehr und mehr Militärtransporter Särge bringen und wieder mitnehmen. Unsere Krematorien sind voll … eine schreckliche Szene, das kannst du mir glauben.

Fabrizio: Ein Freund von mir lebt zwischen Mailand und Bergamo und hat uns davon erzählt. Ein unbegreiflicher Albtraum! In Sardinien ist da weniger los. Wir haben um die 300 Infizierte und zwei Verstorbene bei einer Bevölkerung von 1,5 Millionen und einem Gebiet, halb so groß wie Belgien. Das größte Problem, das wir hatten, ist, dass vor zehn Tagen tausende Menschen aus dem Norden ins Land geflüchtet sind. Unsere regionale Verwaltung hat um die 11.000/13.000 Leute gezählt, die allein in Sardinien gelandet sind. Kein Wunder, rund die Hälfte der positiv Getesteten im Norden sind Ärzte, Krankenschwestern und Mitarbeiter in Krankenhäusern…

Selbst Priester sind gestorben, die sich bei der letzten Ölung angesteckt haben. Hast Du selbst Angehörige oder Freunde verloren?

Fabio: Zum Glück keine Eltern oder Freunde, bis jetzt zumindest…

Omar: Glücklicherweise habe ich bisher niemand aus meiner Familie verloren. Aber Familien von Freunden sind betroffen von diesem unsichtbaren Feind. Und hunderte Menschen sterben zu sehen lässt mich natürlich in eine traurige Stimmung fallen.

Ihr könnt euch nicht mal verabschieden, niemand kann zur Beerdigung gehen. Was passiert nun? Werden Beisetzungen irgendwie gemacht nur mit einem Priester? Weiß man noch, was mit den Verstorbenen passiert?

Fabio: Militärtransporter bringen die Särge zu anderen Krematorien in anderen Regionen Italiens, um dann die Urnen mit der Asche zurückzubringen. Sehr sehr traurig….

Omar: Ja, die Leichen werden direkt vom Krankenhaus ins Krematorium gebracht. Keine Chance, sich zu verabschieden, es gibt keine Zeremonie für die Angehörigen.

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Fabrizio Monni / BLACK CAPRICORN Foto: Fabrizio Carta

Fabrizio, fühlt man sich sicherer, wenn man weit weg auf einer Insel wohnt?

Fabrizio: Wir dachten, wir wären es. Bis all die tausend Menschen aus dem Norden Italiens bei uns einfielen.

Und trotzdem gibt es Momente der Hoffnung. Wir sehen die Bilder, wo die Menschen am Fenster stehen und Kontakt halten, singen, musizieren, für die bis zur Erschöpfung kämpfenden Ärzte usw. applaudieren. Unvergessen das nachvertonte Video, wo die Leute BLACK SABBATHs „War Pigs“ singen …

Fabio: Ich kann das nicht! Niemand hier in Bergamo kann das. Zu viele Tote, keiner möchte singen oder spielen, zu viel Leid…

Fabrizio: Yeah, auch wenn das mit BLACK SABBATH ein Fake war. Aber da war dieser Mann, der SLAYER auf seiner Gitarre gespielt hat für die Leute drumherum. Und für die Ärzte zu applaudieren wird millionenfach durchgeführt. Dies ist kein klassischer Krieg, wenn man das vergleichen kann. Die Ärzte und all die Mitarbeiter in den Krankenhäusern stehen an der Frontlinie. Die echten Helden dieser Tage!

Nun werden bei euch auch die Fabriken usw. geschlossen, auch die arbeitenden Menschen müssen zuhause bleiben. Menschen auf engem Raum, die sich sonst im Alltag aus dem Weg gehen können. Denkst Du, es wird viele Konflikte geben in den Familien, die es sonst nicht gegeben hätte?

Fabio: Nein, ich sehe sehr viel Bewusstsein und Mitgefühl für die Situation. Das gibt mir Hoffnung.

Omar: Nun, wenn man es als „Gefängnis“ ansieht, dann wird es auch zum Gefängnis. Man sollte es als soziales Experiment sehen, wo man all das tun kann, wo man bisher gezögert hat. Mit deiner Familie, dem Partner, deinen Kindern. Wir leben in einer Gesellschaft, wo alle nur in Eile sind. Und nun haben wir die Gelegenheit, Zeit mit unserer Familie zu verbringen. Verschwende nicht deine Zeit oder die Zeit wird dich verschwenden!

Fabrizio: Ich denke sowas kann passieren, wenn wir gezwungen sind, für eine lange Zeit zuhause zu bleiben. Ich meine, wir haben nie eine Erfahrung gemacht wie eben diese. Das ist fernab unserer Vorstellung, bisher kennen wir das nur in Büchern wie “1984” oder in entsprechenden dystropischen Serien auf Netflix usw.

Noch ist kein Ende in Sicht, die Infektionen und Toten steigen weiter. Kam die Ausgangssperre zu spät? Wir hier in Deutschland scheinen ja dem italienischen Weg zu folgen…

Fabio: Ja, die Ausgangssperre kam eindeutig zu spät. Und bitte, an euch Menschen in Deutschland: Ich rate euch, zuhause zu bleiben!!! Es ist der einzige Weg, mehr und mehr Tote zu verhindern, und den Krieg gegen diesen unsichtbaren Feind zu gewinnen!

Omar: Wie gesagt, es ist besser, an die Zukunft zu denken. Also bleibt zuhause und haltet Abstand, vor allem zu älteren Menschen. Sie sind die meisten Opfer in diesem Krieg.

Fabrizio: Ich denke, niemand war darauf vorbereitet. In Italien haben wir nicht reagiert, als der Virus nur in China auftauchte. Erst als hier die ersten Infizierten und Toten kamen. China ist weit weg, da hat niemand wirklich drüber nachgedacht. Erst als Italien betroffen war, haben wir uns gefragt, warum in Europa niemand reagiert. Dass nicht rechtzeitig reagiert wurde, das nutzen nun auch Populisten und rechte Gruppierungen, um die Regierung zu destabilisieren. Ich will aktuell niemandem die Schuld geben, das ist es nicht, was wir brauchen. Wir MÜSSEN den gegebenen Anordnungen der WHO, dem NHS und so weiter folgen.

Angst oder Hoffnung?

Was ist größer, die Angst, dass es immer schlimmer wird, oder die Hoffnung, dass es irgendwann besser wird?

Fabio: Ich weiß es nicht, wirklich! Ich lebe gerade in einer großen Luftblase und kann das für mich gerade nicht entscheiden.

Omar: Ich hoffe, dass die Politiker eines Tages lernen, das Geld in Krankenhäuser und medizinische Versorgung zu stecken anstatt in Krieg und Aufrüstung. Ich hoffe, dass Politiker irgendwann für die Nation Europa sprechen und nicht mehr nur ihren eigenen Garten vor der Tür sehen. Aber das ist halt nur ein Traum…

Fabrizio: Ich bin dafür, positiv in die Zukunft zu schauen. Daher ist für mich die Hoffnung größer, zurück zum normalen Leben zu gehen. Hoffentlich so bald wie möglich.

Was denkst Du wird passieren, wenn – wann auch immer – die Ausgangssperre gelockert oder aufgehoben wird? Wird es möglich sein, zum normalen Leben zurückzukehren?

Fabio: Wir werden es schaffen, Schritt für Schritt zum normalen Leben zurückzukehren, aber das wird ein langer Prozess. Vielleicht ein Jahr, ich weiß es nicht…

Omar: Zurückzukehren zum normalen Leben wird lange dauern, gerade hier in Bergamo. Ich hoffe, wir haben daraus gelernt, dass wir auf Schlachten wie diese nicht gut genug vorbereitet sind.

Fabrizio: Ja, da habe ich keinen Zweifel. Ich hoffe nur, dass wir gerade hier in Italien in der Lage sind, um uns auf eine ähnliche Situation wie diese hier vorzubereiten. Das ist eine Situation, die wir niemals vergessen werden. Aber wir werden es schaffen, wieder zum normalen Leben zurückzukehren.

Wird diese Zeit helfen, dass die Menschen umdenken und Dinge wie Menschlichkeit, Miteinander, Solidarität und Wertschätzung wieder einen größeren Platz finden? Lernen wir, dass es Wichtigeres gibt als Macht, Geld, Status, überzogenes Selbstwertgefühl?

Fabio: Bestimmt! Wenn wir zum normalen Leben zurückkehren, wird die erlebte Situation mehr Menschlichkeit und Solidarität bringen. Da bin ich mir sicher!

Omar: Menschen lernen und Menschen vergessen… Es liegt in der menschlichen Natur. Vielleicht werden sie sich in einigen Monaten noch an die wiedergefundenen Werte erinnern. Aber ich denke, die Politiker werden dies alles zu ihrem eigenen Vorteil nutzen.

Fabrizio: Wenn wir das nicht lernen, dann sind wir verdammt in alle Ewigkeit und werden sterben wie die Ratten auf einem sinkenden Schiff.

Wie stehst Du zu dem Gedanken, dass dies alles eine Warnung ist von Mutter Natur oder Gott, welcher das auch sein mag?

Fabio: Nein, ich glaube nicht an eine Warnung von Mutter Natur oder Ähnliches. Ich habe eher Angst davor, dass hier ein im Labor gezüchtetes Virus entkommen ist. Es ist viel zu ansteckend, es ist zu leicht, sich zu infizieren. Das alles bleibt seltsam, sehr seltsam…

Omar: Mutter Natur fordert immer ihre Rechnungen ein, und wir alle werden dafür zahlen! Wir können viel mehr machen, als wir es gerade wirklich tun. Und das fängt bei jedem von uns an!

Fabrizio: Nun, es gibt einfach zu viele Menschen, der Planet Erde schafft das so nicht mehr. Und in diesen Tagen, wo die Verschmutzung weniger wird, der Verkehr still steht in vielen Ländern und Städten, viele Fabriken nicht mehr laufen… Da ist es klar, dass Mutter Natur erstmal kräftig durchatmet.

Der einzige Weg, gegen diesen fucking Corona-Virus zu gewinnen: Zuhause bleiben!

Wir belassen es mal dabei. Täglich ändern sich Dinge und Entscheidungen, wir können nur zuschauen und versuchen, unseren Teil dazu beizutragen, dass wir da alle irgendwie durch kommen.

Fabio: Wir schaffen das, aber nur, wenn wir zusammenhalten. Alle gemeinsam. BITTE bleibt zuhause, 24 Stunden wenn es geht. Stoppt alle Aktivitäten, Arbeiten, Outdoor-Hobbies. Stoppt alles für zwei bis drei Wochen. Das ist der einzige Weg, gegen diesen fucking Corona-Virus zu gewinnen!

Omar: Bleibt zuhause und befolgt die Anweisungen, das ist der einzige Weg! Dann wird auch der Tag wieder kommen, an dem wir es wieder laufen lassen können. „Breaking the law” all together. Stay heavy!

Fabrizio: Ja, ich bin mir sehr sicher, dass alles wieder besser wird, wenn wir alle unseren Teil dazu beitragen. Das ist ganz deutlich bestätigt von Wissenschaftlern und Doktoren. Also, wir wissen bisher noch nicht wann, wenn wir unseren Teil dazu beitragen, wird es möglich sein, diesem Albtraum zu entkommen. Ich bin kein Doktor, ich kann nicht mehr sagen als das, was ich in den Berichten der WHO oder NHS lese. Besserwisser und Verschwörungstheoretiker wird es immer geben. Ich glaube lieber den Zahlen, die ich täglich in den Nachrichten sehe über Covid 19 in Italien. Das ist mehr als genug für mich…

Auch in anderen Ländern kämpfen die Menschen mit dem Covid 19 Virus

Überall wird gegen den Corona-Virus gekämpft, überall regiert er das Leben der Menschen. Deshalb habe ich – bei allen Gedanken an die Freunde in Italien – auch noch bei ein paar Freunde aus der Doom-Familie gefragt, wie es bei ihnen aussieht. So habe ich nachgefragt bei Petros Kapakos, Sänger unserer gemeinsamen Band WELL OF SOULS, der seit Jahren in New York lebt, dem Corona-Hotspot der USA. Aus Schweden berichten Chritus Lindersson (LORD VICAR, Ex-SAINT VITUS, Ex-COUNT RAVEN, Ex-GOATESS Ex-TERRA FIRMA) und Patrik Andersson Winberg (DUN RINGILL, Ex-THE ORDER OF ISRAFEL, Ex-DOOM DOGS), aus Finnland Kimi Kärki (LORD VICAR, Ex-REVEREND BIZARRE, ORNE, LUX OHR). Nachgelegt hat THE SKULL-Basser Ron Holzner (Ex- EARTHEN GRAVE, Ex-DEBRIS INC., Ex-TROUBLE). Für Ron ist alles schon eine Ecke dramatischer, Stand der Antworten ist der 5. April, also zwei schwerwiegende Wochen später als von den anderen Jungs.

Wenn du ein paar Wochen zurückdenkst an die ersten Nachrichten aus China, da war das noch alles weit weg. Da war man schockiert, aber es war halt dort drüben in China. Hat man das bei euch auch so gesehen?

Petros: Am Anfang war das tatsächlich so, dass man das Ganze nicht sehr ernst genommen hat. Hat es mit der gewöhnlichen Grippe verglichen, und dass das Ganze bald vorüber sein wird. Es sterben ja ständig Menschen an der Grippe.

Chritus: Es war durchaus zu erwarten, ist aber immer noch gruselig auf seine Art. Ich hab versucht, die Infos so gut wie möglich zu verfolgen und die vielen unterschiedlichen Bewertungen zu sortieren. Wie auch immer, in diesen Tagen und Zeiten ist es manchmal schwer zu beurteilen, was da nun von den Politikern für Propaganda ausgenutzt wird oder auch nicht. Für mich ist es offensichtlich, dass das Leben der Menschen nicht gleichberechtigt gewertet wird im Verhältnis zur Wirtschaft. Aber meine Meinung interessiert da keinen, “It’s a rich man’s world”!

Patrik: Mein Gedanke war, dass es übel klingt, aber dass es nicht so eine Hysterie entfacht und sich so schnell verbreitet wie ein Feuer.

Kimi: Nun, ich habe so etwas schon seit langem auf uns zukommen sehen. Ich hab da eher gedacht: „Here we go“. Die Welt ist heutzutage so sehr miteinander verbunden, dass alles, was eine Weile braucht um Symptome zu zeigen, sich schnell überall verbreiten kann. Wir haben echt Glück, dass dieses Virus nicht absolut tötlich ist.

Ron: Ich lebe in Chicago und der Virus ist nun überall in den USA. New York City hat es am härtesten getroffen. Durch meine vielen Reisen weiss ich natürlich, dass nichts wirklich weit weg ist. Die Dinge sind oft näher als du denkst.

Finnland ist das perfekte Land für „Social Distance“

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LORD VICAR: Chritus (vorn), Kimi (Mitte) Foto: Band

Was waren deine Gedanken, als die ersten Fälle in Europa und dann den USA auftauchten?

Petros: Ich kann nicht sagen warum, aber ich hatte von Anfang an das Gefühl, dass es ernster ist. Vor allem als es immer bekannter wurde, was in China alles unternommen wurde, um das ganze so gut wie möglich zu verschweigen. Auf der anderen Seite wurden aber Millionen Menschen im Lockdown gehalten. Ich glaube, es war schon im Januar, als der erste Fall in New York auftauchte. Dann war mir schon klar, dass die Zahlen sehr bald ansteigen werden, vor allem in Manhattan als dem „Melting pot“.

Kimi: Nun, Finnland ist das perfekte Land für „Social Distance“! Und eben das haben wir die letzten zwei Wochen gemacht. Ich habe anfangs noch von zuhause gearbeitet, bis unsere Universität total geschlossen wurde. Wir waren ja bis kurz davor auf Tour in Deutschland, und der letzte Gig war in Oberhausen. Nordrhein-Westfalen war ja eines der Risiko-Gebiete, was wir erst realisierten, als die Venues halb leer blieben. Da hab ich zugesehen, dass ich nach Hause komme. Ich hab mich vorsichtshalber selbst isoliert. Bisher keine Symptome hier… bisher, zum Glück!

Dann ging es Schlag auf Schlag! Die Infizierten vor allem in Italien wurden immer mehr und es folgten die ersten Toten. Wie habt ihr darauf reagiert?

Petros: Bei den ersten Toten in Europa wurde noch gar nicht reagiert. Ich muss sagen, dass hier alles sehr gelassen wahrgenommen wurde. Ende Januar hat mir ein Kollege mitgeteilt, dass es einen Corona-Fall in einem Krankenhaus in Chinatown gab. Es wurde am Anfang sehr viel Missinformation verbreitet, sodass man nicht wusste, was man glauben sollte. Anfang März gab es dann den ersten Corona-Fall in meinem Gebäude. Seitdem arbeite ich von zuhause.

Patrik: Ich fing an zu verstehen, wie ernst das mit dem Virus ist. Da bekam ich durchaus Angst, vor allem um meine alten Eltern. Und ich selbst muss Medikamente nehmen, die mein Immunsystem nach unten setzen. Ich muss nun sehr vorsichtig sein.

Ron´s Gedanken zum massiven Ausbruch in den USA: Oh shit…. Diesmal hat es auch uns erwischt, we are all fucked! Dass das hier ganz schlecht läuft… Keiner von uns ist mehr sicher.

Toilettenpapier und geschlossene Bars

Was dann kam, nun, das kennen wir aus den Nachrichten. Wer was wann falsch gemacht hat, das können wir nicht wirklich bewerten. Heute ist alles anders. Wie ist die Situation in bei euch? Habt ihr bereits Ausgangssperre?

Petros: Es gibt eine Art Ausgangssperre. Man darf nur raus, wenn es notwendig ist (Einkaufen, Apotheke, Arzt). Nicht mehr als zwei Leute auf einmal und immer zwei Meter Abstand halten. Ich weiß aber nicht, inwiefern das von jedem eingehalten wird. Es gibt hier eine große jüdisch-orthodoxe Gemeinschaft, welche die letzten Wochen in die Medien geriet, weil sich sehr viele angesteckt haben.

Chritus: Wie du schon sagst, langsame oder falsche Entscheidungen… Unsere Regierung hat sehr langsam reagiert, bis es richtig los ging. Ich hab eh kein Vertrauen in sie, sodass ich nicht wirklich überrascht bin. Es scheint, als wären sie nicht in der Lage, eine eigene Meinung zu haben und entsprechend zu handeln. Sie warten ab, was andere Länder machen, und so haben wir zwei Wochen oder mehr verplempert. Es ist doch offensichtlich, wie das Virus arbeitet, und wir hängen voll hinterher. Sie zwingen die Menschen, zuhause zu bleiben und haben viele öffentliche Institutionen geschlossen. Also wie in den meisten Ländern auch, nur halt später als dort. Es wird noch viel schlimmer werden, bevor es wieder besser wird. Gerade heute habe ich erfahren, dass auch in meinem Umfeld zwei positive Fälle aufgetaucht sind. Da wird dies alles zur Realität…

Patrik: Wir haben noch keine totale Ausgangssperre, wir arbeiten weiter, aber die Leute werden immer vorsichtiger. Das Seltsamste war natürlich die Massenhysterie um Toilettenpapier! Da ist mir wohl entgangen, dass Corona auch Durchfall macht…

Kimi: Die meisten Bars und Restaurants haben geschlossen, Schulen und Universitäten, und man soll sich nicht in Gruppen treffen. Es gibt keine Strafen, wenn man durch die Straßen geht – bislang. Schauen wir mal, wie es in den nächsten Wochen weitergeht. Finnland hat sehr starke Resourcen, um gegen sowas anzukämpfen, eine gute medizinische Versorgung und Lager gefüllt für Kriegszeiten.

Ron: Alles ist geschlossen abgesehen von wirklich wichtigen Läden. Wir alle sind aufgefordert, zuhause zu bleiben. Eine echte Ausgangssperre gibt es aber nicht. Jeder im Fernsehen sagt was anderes. Unsere Politiker handeln wie Kinder und arbeiten nicht zusammen und nutzen diese Tragödie zu ihrem eigenen Vorteil.

Am Anfang findet man sicher einiges zu tun, das schon lange liegengeblieben ist. Was macht man, wenn all dies erledigt ist und die große Langeweile aufkommt?

Petros: Bei meinem älteren Sohn hat diese Woche der Unterricht angefangen, komplett online stattzufinden. Ich finde es toll, wie schnell die Schule das Online-Programm aufgefahren hat. Es hat nur eine Woche gedauert und jetzt geht der Unterricht normal weiter. Bei meinem jüngeren Sohn (3 Jahre) ist es etwas schwieriger. Wir haben ein paar Apps auf das iPad runtergeladen, die seinem Alter gerecht sind und ihn für eine Weile ablenken. Dann machen ich und meine Frau öfter mal eine Pause und beschäftigen uns mit ihm. Gehen raus in den Garten, wenn das Wetter gut ist oder spielen etwas mit ihm.

Wie hällst Du den Kontakt zu deiner Familie und Freunden?

Petros: Mit unseren Familien haben wir schon, als wir in die Staaten gezogen sind, WhatsApp-Gruppen erstellt und sind so eigentlich täglich in Kontakt. Da hat sich jetzt nichts daran geändert.

Chritus: Hauptsächlich per Telefon, ansonsten übers Internet, wenn es denn funktioniert wie es soll. Es gibt Instandsetzungen hier in meiner Ecke, mal geht es, mal nicht. Hätte ich nur mehr Weed besorgt! Es wäre eine gute Möglichkeit, Rauchzeichen zu senden. Aber ich trau mich nicht so recht…

Patrik: Per Messenger und Telefon. Meine Freundin lebt in Norwegen, es ist echt schlimm für mich, sie einige Wochen nicht sehen zu können. Meine Schule ist nicht geschlossen, aber wir unterrichten online. Die Studenten sind nicht da, nur wir Lehrer.

Kimi: Social Media. Ich lebe mit meiner Frau und meinen Kindern. Das hilft sehr, wenn man fern bleiben muss von allen Ansammlungen von Menschen.

Ron: Telefon und facebook halten die Welt zusammen.

Noch keine echten Ausgangssperren

Was passiert, wenn ihr das Haus verlasst ohne echten Grund? Gibt es harte Strafen? Verstehen die Menschen, warum das alles so ist? Hier in Deutschland gibt es noch genug, die das alles nicht ernst nehmen.

Petros: Ich habe nicht mitbekommen, dass es Strafen gibt. Je nach Nachbarschaft hier sieht man noch viele Menschen auf der Straße. Viele nehmen das tatsächlich nicht ernst, anderen ist es egal. Ich glaube, da sind die Menschen überall auf der Welt gleich.

Chritus: Nein, bisher nicht. Den Zug nehmen zu können von wo ich lebe, hatte immer eine 50 % Chance, zu klappen. Durch das dumme und unfaire Verkehrssystem. Bisher gibt es keine verordnete Einschränkung, aber ich denke, das wird in absehbarer Zeit kommen. Und wenn die wer bricht, dann dürfte es sehr heftige Strafen geben. Ich bin viel zuhause, das entspricht meiner Mentalität, so wird mir das nicht viel ausmachen. Wenn mir das Klopapier ausgeht, muss ich wohl meine Socken nehmen. Ich denke da aber doch eher über die Lebensmittelversorgung nach…

Patrik: Nein, bisher haben wir keine Einschränkungen, abgesehen vom Abstand halten und vorsichtig sein … bisher.

Kimi: Ich denke, es wird bald einige Einschränkungen geben. Es wurde schon viel darüber geredet, passiert ist aber noch nichts. Meine größte Furcht hier in Finnland ist die Kombination aus Ausgangssperre und Alkohol. In verstrittenen Familien kann das eine wirklich schlechte Mixtur sein.

Ron: Es steht uns frei, das Haus zu verlassen. Wir dürfen jedoch nicht in Gruppen zusammen sein. Sie bestrafen die Leute, wenn sie sich nicht an diese Regeln halten. Das schöne Frühlingswetter macht die Leute verrückt. Ha! Bleibt zum Henker weg von anderen Leuten… Es ist ganz einfach!

Wir haben den Horror direkt vor der Tür, es fühlt sich an wie in einem 80er Endzeit-Film. All die Zombie-Filme begannen mit einer Virus-Epedemie…

Chritus: Heh, yeah, das denk ich auch! Meiner Meinung nach haben wir schon genug Zombies rumlaufen, auch ohne Corona. Vielleicht nicht im Sinne der 80er Filme, aber du weißt was ich meine. Die Lichter brennen, keiner ist zuhause…

Patrik: Ha ha… Nun aber wissen wir, was wir machen müssen. Wir haben ja alle “The Walking Dead” gesehen!

Kimi: Komm wieder runter, erinnere dich zu atmen, und erinnere dich daran, dass unsere Zivilisation schon weitaus schlimmere Zeiten durchgestanden hat. Ich lebe zu Beispiel lieber jetzt als zur spanischen Grippe von 1918.

Ron: Yep, es fühlt sich an, als würde gerade so einen Zombiefilm entstehen. Es fühlt sich aber auch gleichzeitig so an, als würde irgendetwas anderes bei unseren Politikern hinter verschlossenen Türen laufen. Egal wohin das geht, unser normaler Weg zu leben wird sich für immer ändern.

Die Krankenhäuser in Italien sind nicht mehr in der Lage, alle zu behandeln. Allein gestern starben 800 Menschen! Alte Menschen werden zum Sterben aussortiert. Nicht weil sie es nicht wert sind behandelt zu werden, sondern weil schlichtweg keine Möglichkeit mehr besteht, der Lage Herr zu werden. Das Militär verteilt die Gestorbenen auf die Krematorien, die rund um die Uhr „arbeiten“. Selbst Priester sind gestorben, die sich bei der letzten Ölung angesteckt haben. Glaubst du, euer medizinisches System ist gut gerüstet für den Kampf, der da noch kommt?

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Petros / WELL OF SOULS

Petros: Nein. Es fehlt an Tests, die Krankenhäuser haben nicht die Kapazität, alle Fälle zu behandeln. Dazu kommt noch, dass zu spät auf den Virus reagiert wurde. Im Moment können wir nicht sagen, wie viele infiziert sind, aber die Zahl der Infizierten als auch der Todesfälle steigt exponentiell. Das Beste, was man zurzeit machen kann ist einfach drinbleiben und jeglichen Kontakt nach außen zu vermeiden.

Chritus: Nein. Keine Chance. Über die letzten Jahre wurde aus welchen Gründen auch immer unser medizinisches Sytem ausgetrocknet im großen Rahmen. Es war bereits auf den Knien, bevor dies alles losging. Offensichtlich dachte unsere Regierung, das Geld dafür kann man besser für was anderes ausgeben.

Patrik: Ich denke schon. Wir sind nicht so überfüllt wie die meisten Länder in der EU. Und wir haben große Häuser und keine älteren Menschen, die gemeinsam mit jüngeren, arbeitenden Leuten leben. Es werden Menschen krank werden und sterben, aber nicht in dem Maße wie in anderen Ländern.

Kimi: Ich bin ziemlich sicher, dass unser Gesundheitssystem das bewältigen kann. Aber nur, wenn der soziale Abstand eingehalten wird. Letztendlich ist Finnland genau dafür berühmt. Ich hatte auch Kontakt zu meinen Freunden in Nord-Italien, und dort ist die Situation apokalyptisch. Lasst uns davon lernen, bleibt weg von anderen Leuten, solange dies notwendig ist.

Ron: Auch hier sterben sehr viele Menschen. Keine Heilungsmöglichkeiten, also noch mehr Tote. Es ist überwältigend für jeden hier.

Doomdancing zu “Macarena”

Und trotzdem gibt es Momente der Hoffnung. Wir sehen die Bilder, wo die Menschen am Fenster stehen und Kontakt halten, Singen, Musizieren, für die bis zur Erschöpfung kämpfenden Ärzte usw. applaudieren. Viele Doomster fanden natürlich das nachvertonte Video toll, als die Leute BLACK SABBATHs „War Pigs“ gesungen haben.

Chritus: Ich hab das auch gesehen, ich möchte da ungern entmutigen, aber das war ein Fake. Ich glaube, sie haben eigentlich „Macarena“ gesungen. Es gibt noch viele verschiedenen Versionen. Aber letztendlich ist es eine gute Sache, es bringt einen Funken von Hoffnung und Licht in die betroffenen Gemeinschaften. Ich würde mir wünschen, die Schweden wären auch so. Aber leider nicht. Wir haben nicht dieses gemeinschaftliche Denken und den Zusammenhalt, Einheit, wenn man es so nennen will, wie in anderen Ländern wie in Frankreich oder Italien. Wir sind zu sehr auf uns selbst gestellt, das hat uns die schwedische Gesellschaft seit Generationen so anerzogen. Individualität und Unabhängigkeit, ich denke, das ist gut bis zu einem gewissen Punkt. Aber es gibt weitaus Wichtigeres im Leben als die persönliche Job-Karriere über alles zu stellen.

Patrik: Aaawww, das würde ich gerne sehen! „Gen’rals gathered in their masses,
Just like witches at black masses…” Von den Balkonen und die Leute machen Doomdancing in den Straßen.

Kimi: Nun, das war natürlich ein bearbeiteter Clip, diese Leute tanzten zu „Macarena“ auf ihren Balkonen. Wäre das in Finnland, die Leute würden sich nur still anstarren und sich gestört fühlen, wenn sie da auf den Balkonen stehen sollen.

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Ron Holzner /THE SKULL Foto: Frank Hellweg/vampster.com

Ron: Ha, singen und versuchen, positiv zu bleiben ist eine gute Sache. Auch wenn das „War Pigs“-Video ein Fake war, es stammt vom BLACK SABBATH Live-Album. Aber es ist so ein schönes Wohlfühl-Video.

Noch ist kein Ende in Sicht, die Infektionen und Toten steigen weiter. Kam die Ausgangssperre zu spät? Wir hier in Deutschland scheinen ja dem italienischen Weg zu folgen… Ist es bei euch anders?

Petros: Sie kam definitiv zu spät. Aber ich und meine Frau haben das Glück, von zuhause aus arbeiten zu können, und das haben wir auch tatsächlich gemacht.

Chritus: Ich denke, solange das Internet funktioniert, kann das „Familienleben“ weitergehen irgendwie wie immer von zuhause aus. So ist das heute nunmal, aber ich rede natürlich vorerst über schwedische Familien. Ohne dies wird es Familien in Situationen bringen, wie du sie angesprochen hast. Es kann aber auch dazu führen, dass Familien mehr zusammenwachsen. Erinnert werden an die Freude und das Zusammensein mit der Familie … und erkennen, dass das nun möglich ist. Eine Schande, dass viele dafür so einen Virus brauchen um dort hinzukommen. Aber wie du weißt … was sollen wir machen? Auf ironische Weise kann die Abwesenheit moderner Technologie mehr eine gute Sache sein, als viele erkennen.

Was ist größer, die Angst, dass es immer schlimmer wird, oder die Hoffnung, dass es irgendwann besser wird?

Petros: Ich habe keine Angst. Ich versuche nur gesund zu bleiben, sodass ich für meine Kinder da sein kann. Wenn ich krank werde, dann kann ich das nicht. Eine befreundete Familie von uns aus New Rochelle, wo die meisten erkrankten in New York sind, wurde positiv getestet. Die Eltern haben beide seit über einer Woche Fieber, die Kinder zeigen aber nur leichte Symptome auf. Da auch die Kinder positiv getestet haben, kann die auch niemand sonst aufnehmen. Diese Situation würde ich gerne so gut wie möglich vermeiden. Die Hoffnung, dass es besser wird, ist bei mir definitiv größer. Wobei ich nicht weiß, wie dieses „besser“ aussehen wird.

Chritus: Ich hab eine ziemlich dunkle Aussicht auf das Leben und die Zukunft, das vorweg gesagt. Weißt du, ich versuche, mich an die Hoffnung anderer Leute zu heften. Ich sehe so viele Ansichten dazu um mich herum, ich kann es echt nicht sagen. Und es ist ziemlich offensichtlich für mich, dass dieses ganze Ding beide Seiten in den Menschen zum Vorschein bringt, die Beste und die Schlechteste.

Patrik: Meine Angst ist, dass die Leute durchdrehen und anfangen, dumme Sachen zu machen. Die wirtschaftliche Seite ist dabei genauso verrückt. Wäre dies alles passiert in Zeiten vor dem Internet und den Nachrichten im Netz, ich denke es wäre nicht so schlimm gelaufen für Restaurants, Clubs usw.

Kimi: Auch dies wird vorüber gehen. Aber die lange andauernden Auswirkungen werden bedenkenswert sein. Eine wirtschaftliche Depression wird kommen, die Leute werden weniger fliegen. Das wird wiederum gut sein bezüglich des Klimawandels, der ein weitaus essentielleres Risiko für uns alle ist.

Ron: Hoffnung ist es, die uns stark macht und uns zusammen hält. Angst macht uns schwach und trennt uns, macht uns leichter kontrollierbar.

The song will go back to remain the same again!

Wird diese Zeit helfen, dass die Menschen umdenken und Dinge wie Menschlichkeit, Miteinander, Solidarität und Wertschätzung wieder einen größeren Platz finden? Lernen wir, dass es Wichtigeres gibt als Macht, Geld, Status, überzogenes Selbstwertgefühl?

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Patrik Andersson Winberg / DUN RINGILL Foto: Band

Petros: Zur Zeit werden wir ja gezwungen umzudenken. Wir werden gezwungen, Dinge anders zu machen. Von alleine sind wir ja anscheinend nicht fähig, diese Änderungen vorzunehmen. Wir hatten ja genug Vorwarnungen: SARS, EBOLA.

Chritus: Ich denke, diejenigen, die es bisher in sich haben, sind immer noch da. Andere werden eine Weile brauchen, aber wenn das alles an uns vorbeigezogen ist, wird bald alles wieder beim Alten sein. “The song will go back to remain the same again!” Die Menschen haben die Tendenz, so manche Dinge viel zu schnell zu vergessen. Und anderes wiederum halt nicht.

Patrik: Das ist meine größte Hoffnung. Das habe ich seit Jahren gepredigt! Ich habe die Hoffnung, dass wir alle das Gute und die wichtigen Dinge im Leben sehen. Vielleicht werden wir nun das uns alle umgebende Problem erkennen?

Kimi: Nun, das hoffe ich. Aber als Historiker und ein kultureller Pessimist glaube ich nicht, dass die meisten Leute wirklich aus all dem lernen. Würden die Menschen das tun, dann würden wir in einem echten Paradies auf der Erde leben. Wir könnten Armut und Hunger beenden. Aber das werden wir nicht! Ein Prozent der Bevölkerung besitzt alles, und sie wollen mehr und noch mehr.

Ron: Ha! Es wird einen totalen Rekord mit neuen Babys geben in neun Monaten und ebenso viele Scheidungen! Die Menschen müssen sich wieder an die einfachen Dinge des Lebens erinnern und die gemeinsame Zeit geniessen. Weil jeder kann dir jederzeit genommen werden. Und die Zeit wird nicht zurück kommen, die man mit facebook und so verschwendet, wenn man Zeit mit einem geliebten Menschen verbringen könnte.

Wie stehst Du zu dem Gedanken, dass dies alles eine Warnung ist von Mutter Natur oder Gott, welcher das auch sein mag?

Petros: Ich denke schon, dass das eine Warnung ist. Und wenn wir jetzt nicht etwas ändern, dann wird die nächste Katastrophe kommen.

Chritus: Ich könnte mich ewig darüber auslassen, ich hab das versucht, aber bin echt müde davon und hab mich da ausgeklinkt wie unter einem Alufolienhelm. Es ist mir auch egal, ob die Leute mir zustimmen oder eben nicht. Die Folgen werden sich irgendwann zeigen und es wird keinen Spaß machen zu sagen: „Schau! Es ist doch alles gut gegangen!“ Letztendlich wird dann eh alles zu spät sein. Ich denke viel über sowas nach. In dieser Corona-Geschichte fehlen mir immer noch ein paar Puzzleteile und ich werde sehen, ob und wann da die Offenbarung kommt oder eben nicht. Bis jetzt sind meine Schlussfolgerungen so viel oder so wenig wert wie die eines jeden anderen. Aber du heizt das hier an. Geht es so schnell, dass Mutter Natur sich in so kurzer Zeit wirklich erholt? Nur indem man die Gesellschaft und Flüge für einen Monat runterfährt? Natürlich sollte die Menschheit Mutter Erde respektieren und pflegen und nicht die Luft, das Meer usw. verschmutzen. Aber was kommt letztendlich dabei raus? Erzähl es mir! Denn auf der anderen Seite gibt es einen Grund, warum so viele Tierarten aussterben…

Patrik: Ich habe vor Jahren eine Textzeile geschrieben: „Nature hits back with power and anger, realizing that we are playing with danger…”. Nun, soweit sind wir nun! Also lass uns hoffen, dass sich da nun etwas verändert.

Kimi: Die Erde hat weiterhin ihre Mechanismen, um Überpopulationen auszugleichen. Der Homo Sapiens nutzt die Technologie, um dem zu entgehen und zerstört den Planeten mehr und mehr. Sicher ist es eine Warnung, direkt aus dem Chaos der Mutationen, und eine größere Gefahr wird sich eines Tages erheben. Aber werden wir daraus lernen? Ich denke nicht.

Ron: Daran würde ich gerne glauben. Ich hoffe, dass Mutter Natur zurückschlägt und gewinnt. Auch z.B. das Delfinvideo aus Venedig ist natürlich ein Fake. Das Wasser ist sicher nun weniger verschmutzt, wird aber genauso wieder versaut, sobald die Menschen wieder loslegen.

Wir belassen es mal dabei. Täglich ändern sich Dinge und Entscheidungen, wir können nur zuschauen und versuchen, unseren Teil dazu beizutragen, dass wir da alle irgendwie durch kommen. Gibt es noch was zu sagen für die Leute hier in Deutschland?

Petros: Zuhause bleiben, Hände waschen und Gesicht nicht anfassen!

Kimi: Der Weg, dies zu bekämpfen, ist eigentlich ganz einfach: Bleibt verdammt nochmal zuhause!
“Halt, Schweinhund! Jetzt musst du zuhause bleiben.”

Patrik: Es ist kein großer Hype! Es ist gefährlich, aber keine Panik. Passt auf euch auf und auf eure Familie. Bringt mehr Liebe in die Welt und wascht eure Hände wieder und wieder! Und haltet die Augen auf für die neue DUN RINGILL-Single und das Video, die Ende April erscheinen. Hoffentlich wird dies alles im Sommer vorbei sein, sodass wir uns sehen können, wenn wir auf Tour sind nach dem Release unseres zweiten Albums im Juli.

Ron: Wir müssen das opfern, wie wir bisher gelebt haben, sodass wir erreichen können, was wir eigentlich später für uns haben wollen. Um soweit zu kommen „Stay The Fuck Home“!!!

Dem ist nichts mehr hinzuzufügen. Hoffen wir, dass wir das alles bald hinter uns haben und dass wir uns wieder mehr der Musik widmen können anstatt den täglich neuen Horrornachrichten aus aller Welt. Danke an die Freunde aus der Doom-Gemeinde, dass sie uns an ihren Meinungen teilnehmen lassen haben.

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