AKANTOPHIS: Mit `Trveness` haben wir nix am Hut!

AKANTOPHIS sind ein Phantom, widerspenstig, unberechenbar. Die deutschen Black Metaller feiern ihre Wiederauferstehung mit der EP „Wiederkehr“ – unerwartet, mit nur zwei Songs. Aber sehr wohl Black Metal. Zeit, bei Sebastian, Micha und Lars digital nachzuhaken und zu versuchen, mehr über AKANTOPHIS herauszufinden.

 Ihr seid 2017 als Band “wiederauferstanden” und eure aktuelle EP heisst “Wiederkehr”. Hat ihr Titel wirklich eine direkte Verbindung zur Bandgeschichte oder steckt etwas anderes hinter der Titelwahl?

Lars: Wir diskutieren jede Entscheidung innerhalb der Band. „Wiederkehr“ kam dabei heraus und es fühlte sich sofort richtig an. Es lässt sich verschiedenartig auslegen und ergibt aus unserer Sicht immer Sinn. Zusammengenommen erkennen wir darin eine Art Neubetrachtung unserer alten Pfade.

Die Wiederauferstehung AKANTOPHIS`

Und ihr habt ja durchaus alte Pfade in der Bandgeschichte. Inwiefern ist es denn 2019 anders in AKANTOPHIS zu sein als es 1999 war?


Lars – Bild (c) AKANTOPHIS

Lars: Es fühlt sich strukturierter, aber auch zugleich freier an. Unsere Freundschaft ist eine andere. Sie geht tiefer und ist das Fundament und der Kitt von AKANTOPHIS. Wir können getrost sagen, dass wir als Menschen und als Musiker gewachsen sind. Dadurch dass wir seit unserer Jugend befreundet sind und die gleichen Ansichten in den wichtigsten Lebenslagen teilen, haben wir ein Band geknüpft, das von gegenseitigem Respekt und Verständnis durchzogen ist. Auch wenn es zwischen 1999 und 2019 Zeiten gab, in denen wir wenig Kontakt hatten. Wir wissen auch heute besser zu beurteilen, was wir aneinander haben und welche Stärken jeder Einzelne hat.

1999 und Vinyl-Nostalgie

Gab es 1999 etwas punkto Musik, das eurer Meinung nach besser war als es 2019 ist?

Micha: 1999 war eine völlig andere Zeit. Man kaufte noch Alben ungehört nach Cover-Artwork… Man hat sich weniger Gedanken gemacht, denn irgendwas Cooles oder Freudebringendes kam immer heraus. Wenn etwas besser war, dann diese Leichtigkeit von damals und natürlich, dass man auf Grund unseres jungen Alters und weniger Verpflichtungen viel mehr Zeit hatte Musik zu machen.

Ja, einige dieser Cover-Käufe wurden damals zu Favoriten und sind es bis heute… Aber zurück zur Gegenwart: Eure EP „Wiederkehr“ ist auf 200 Stück limitiert und erschien auf Vinyl inklusive Download-Code. Was war die Hauptmotivation hinter der Wahl für einen Vinyl-Release?


Sebastian – Bild (c) AKANTOPHIS

Sebastian: Mit „Trveness“ haben wir nix am Hut! Es ist nur so, dass Vinyl einen besseren Sound hat und deutlich langlebiger ist. Das Cover kommt besser zur Geltung und es versprüht einen nostalgischen Charme. Manch einer aus unseren Reihen hat schon seit gut einem Jahrzehnt keine CD mehr gekauft. Mit der modernen Streaming-Technologie kann man trotzdessen überall seine Musik hören. Wir mussten aber auch feststellen, dass viele Leute das noch nicht erkannt haben…

Von DEEP PURPLE bis MAYHEM

Welche fünf Platten sind die wichtigsten deiner/eurer Sammlung und warum?

Sebastian:

DEEP PURPLE – Perfect Strangers

Damit nahm alles seinen Anfang. Habe ich als Kind auf Kassette hoch und runter gehört. Vieles auf dem Album erinnert noch an Psychedelic Rock. Und ich liebe diese Art von Musik!

VED BUENS ENDE – Written in waters

Mein erster Ausflug auf avantgardistische Pfade. Habe ich auch viele Jahre hoch und runter gehört. Die Tonleitern, das Spiel mit Open Chords und dissonanten Tönen gehören seither zu meinem Standard!

DISMEMBER – Indecent & obscene

Eines meiner ersten Death Metal-Alben. Dieser fiese Blut und Knochen atmende Hassbatzen bildet einen Grundstein in unserem Soundbild!

IMMORTAL – Battles in the North

Mein erstes Black Metal-Album. Die Brutalität dieses Albums durch das schnelle Spiel mit häufig wechselnden Akkorden und der rohe Sound, bei dem nicht jede Note sofort erkennbar ist, finde ich faszinierend! Auch wenn es schlampig eingespielt ist…

MAYHEM – De Mysteriis Dom. Sathanas

Dieses Album gehört mit Sicherheit zu meinen meist gehörten. Diese durch und durch finstere okkulte Atmosphäre ist meine musikalische Quintessenz!


Andi – Bild (c) AKANTOPHIS

Andi: Darüber hinaus waren (und sind) für uns weitere Bands wie z.B. BLACK SABBATH, DISSECTION, SATYRICON, OPETH, die ersten METALLICA und auch GUNS N` ROSES prägend. Jede dieser Bands ist für sich in ihrem Genre (und darüber hinaus…) bedeutsam.

AKANTOPHIS` Alben des Jahres 2019

Welche Alben haben dich/euch 2019 begeistert?

Sebastian: Die spannendsten Entdeckungen, welche ich 2019 gemacht habe, entstammen nicht unbedingt alle dieser Zeit. Da wären z.B. JACCO GARDNER, BLOOD CEREMONY, THE VELVET UNDERGROUND, JEFFERSON AIRPLANE und EARTH & FIRE. Wieder entdeckt habe ich GOLDFRAPP (nicht die Disco-Alben) und die ersten beiden WHITE LIES-Alben. 2019 konnten vor allem DEATHSPELL OMEGA, WASTE OF SPACE ORCHESTRA, GOLD, TWIN TEMPLE, TRONOS, YERUSALEM, BLUT AUS NORD, SVARTIDAUDI, MGLA, 65DAYSOFSTATIC, KAYO DOT, CHELSEA WOLFE, MONZA, AORATUS, DRASTUS, ABYSSAL, MIKE PATTON & JEAN-CLAUDE VANNIER und WORMED überzeugen. Dann steht uns aber auch mit MAYHEM und CATTLE DECAPITATION noch was bevor…

An dieser Liste werden einige Musikschatzjäger ihre reine Freude haben! Ihr habt ja ein atypisches Coverartwort für “Wiederkehr” gewählt und verzichtet auf die oft vorhandene Effekthascherei im Black Metal-Genre. Wer hatte die Idee für das Cover und welche Verbindung hat es zu “Soldaten” und “Am Tropf”?


Micha – Bild (c) AKANTOPHIS

Micha: Das Cover spiegelt den Albumnamen visuell wider. Aus dem Dunkel ins Helle, aus dem Schatten ins Sein. Durch den Blick der Figur nach Unten wird die Verbindung zur Vergangenheit, dem Lied „Soldaten“, gezeigt. Nach Oben wird das Geschehen geweitet. Der Geist ist frei… – bietet Raum für Diversität unseres Stils – ob musikalisch oder textlich. Vieles ist offensichtlich, manches darf entdeckt werden.

Songs aus dem Proberaum

Was entsteht in dem Fall zuerst bei AKANTOPHIS: der Song oder der Text? 

Sebastian: Das ist ganz unterschiedlich. Anfangs haben wir immer den Text zur Musik geschrieben. Inzwischen ist aber eine Menge Vormaterial an beidem vorhanden. Wenn ein Lied entsteht, fühlt man auch, welcher Text am besten passt. Es sind dann nur selten kleinere Änderungen vorzunehmen. Meist ist es aber, als sollte es so sein.

Andi: Songs entstehen bei uns im Proberaum. Die Basis bilden die Gitarrenspuren. Auf diesen aufbauend kommen Schlagzeug und Bass hinzu. Als abschließendes Element folgt der Gesang. Wir haben das Glück, nah beieinander zu wohnen und nutzen diesen Vorteil.

Wissens- und Erfahrungstransfer aus anderen Bands

Ihr wart oder seid alle auch in anderen Bands aktiv. Inwiefern haben diese Engagements auf AKANTOPHIS ausgewirkt?

Sebastian: Wir gehen da getreu dem Motto: “Wer zuerst kommt, malt zuerst.” Wenn wichtige Termine anstehen, gibt es Absprachen mit den anderen Bands. Wir sind zum Glück alle untereinander befreundet. Deshalb gab es da bisher nie Probleme.

Andi: Musikalisch haben alle bisherigen und teils aktuellen Engagements Einfluss auf unseren Sound. Bezogen auf die Instrumente können wir sagen:

Bass: die geradlinig druckvolle Seite von THROAT CUT verbindet sich oft sehr gut mit der flirrenden Gitarre bei AKANTOPHIS.

Eine Vielzahl an Live-Auftritten mit HIDDEN IN THE FOG und das anspruchsvolle, komplexe Spiel bilden eine sehr gute Basis für das heutige strukturierte Vorgehen an der Gitarre.

Die multiinstrumentale Vorarbeit ermöglicht es uns am Schlagzeug offen zu sein für neue Einflüsse.

Gesanglich konnten bei CANIS LUNA seinerzeit neue Wege des Ausdrucks ausgelotet und verfeinert werden.

Toll! Wie sehen die näheren Zukunftspläne von AKANTOPHIS aus? Folgt auf “Wiederkehr” ein Full Length-Album oder präsentiert ihr euer Material schon vorher live?

Sebastian: Ende November gehen wir nochmal ins Tonstudio um zwei modernisierte Songs unserer ersten Schaffensperiode aufzunehmen. Wir arbeiten parallel jedoch an einem Full length-Album. Vormaterial ist vorhanden, es muss nun einstudiert und in Form gebracht werden. Wir haben Bock Gigs zu spielen. Es ist leider schwierig, livefähig zu sein und parallel neue Songs einzustudieren. Wir sind ja schließlich keine 20 mehr um drei Mal die Woche zu proben.

Wenn wir gute Angebote bekommen, wollen wir im Herbst/ Winter gern Gigs spielen. Wenn nicht, konzentrieren wir uns weiter auf das Album.

Fotos: Band

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