WINO: Forever Gone

Zur Einführung von SCOTT „WINO“ WEINRICH muss man sicherlich keine großen Worte verlieren. Der knarzige Typ mit Lederweste und einer Rocky-Mountains-ähnlichen Gesichts-Topologie  hat sich als Sänger von SAINT VITUS oder THE OBSESSED (um nur die bekanntesten zu nennen) seinen Platz im Doom Metal Olymp bereits gesichert. Daneben hat er aber in den letzten Jahren immer wieder Alben mit reduzierten Stücken im rein akustischen Setting zwischen Country, Folk und Americana veröffentlicht, zeitweise mit Conny Ochs, oder solo, so wie auf dem hier vorliegenden neuen Album „Forever Gone“.

“Forever gone” ist deutlich bluesiger und sehr intensiv

„Forever gone“ ist deutlich bluesiger als die bisherigen akustischen Arbeiten und dadurch viel simpler und reduzierter in der Gitarrenarbeit, aber infolgedessen eben auch sehr authentisch. Das Konzept steht schon seit mehr als hundert Jahren: Eine Stimme, eine Gitarre, eine Geschichte. Und es funktioniert immer noch. Und bei WINO erst recht.

Jeder geschrammelte Akkord, jedes bluesige Lick, erzählt von den Momenten, die im Leben schief gegangen sind, und davon, dass man trotzdem noch lebt. Songs wie „Lavender and Sage“ oder „Crystal Madonna“ transportieren diese ewigen, traurigen Geschichten in ihrer direkten und einfachen Art direkt in die Seele des Zuhörers.

WINO hat alle Narben der Welt in seiner Stimme

Die raue Stimme von WINO, der man alle Narben, die das Leben schlug, anhören kann, versprüht dabei eine Intensität, der man sich nicht entziehen kann. Eine Stimme, so zerbrechlich und gleichzeitig so stark, dass sie die eigenen Narben des Zuhörers erst an die Oberfläche zerrt, um einem dann beruhigend ins Ohr zu raunen: „Es ist ok, wir alle haben das.“ Und dann ist alles wieder gut. Die Sonne wird auch morgen über dem weiten Land aufgehen und der Tank deines alten Motorrades wird gut gefüllt sein. Es ist Zeit, den Schmerz loszulassen und aufzubrechen.

Eine Atmosphäre zwischen Verzweiflung und Ruhe

Ich kann mich an wenige Alben erinnern, die eine ähnliche Atmosphäre aus Verzweiflung und Ruhe verbreiten, und die es schaffen, dieses Gefühl dann auch noch in wunderschöne Songs zu gießen. ALICE IN CHAINS‘ Akustik-EP „Jar of Flies“ sei hier als Referenz genannt.

Die sehr klare und direkte Produktion, auch in den wenigen Stücken mit Drums oder elektrischer Gitarre, unterstützt die Intensität des Albums noch zusätzlich.

Interessant sind in dem Zusammenhang die Neu-Interpretationen zweier Songs  vom „Heavy Kingdom“ Album von WINO und CONNY OCHS. „Dark Ravine“ wird in der neuen Version zwar mit zusätzlichen Drums versehen, wirkt aber trotzdem reduzierter und weniger verspielt als das Original. „Dead Yesterday“ enthält ebenfalls zusätzliche Elemente, nämlich dezente elektrische Gitarren, erscheint aber auch direkter und vor allem viel düsterer als in der ursprünglichen Version. Beide Neu-Interpretationen sind absolut gelungen.

Das fantastisch in das musikalische Konzept des Albums transformierte Cover von JOY DIVISIONs „Isolation“ am Ende des Albums ist noch ein weiterer Höhepunkt und ein überraschender, aber würdiger Abschluss  eines intensiven und beeindruckenden Albums.

Das Album bildet die erste einer Reihe von Veröffentlichungen von Ripple Music, die den Schwerpunkt auf „acoustic heaviness“ setzen soll und standesgemäß auch auf Vinyl erscheint. Wir können also gespannt sein, der Anfang ist in jedem Fall geglückt.

Veröffentlichungstermin: 26.06.2020

Label: Ripple Music

WINO „Forever Gone“ Tracklist

1. Forever Gone
2. Taken
3. The Song’s at the Bottom of the Bottle (Audio bei brooklynvegan.com)
4. No Wrong
5. Dark Ravine
6. Dead Yesterday
7. You’re So Fine
8. Crystal Madonna
9. Lavender and Sage
10. Was Is and Shall Be
11. Isolation (Audio bei revolvermag.com)

Full Album Stream im Youtube Channel von Ripple Music

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