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THROANE: Une Balle Dans Le Pied [EP]

Es steckt ein Stachel im Fleisch, und wir haben ihn uns selbst tief reingeschoben. Vielleicht als Automatismus, weil wir es schon immer gewohnt sind, uns selbst zu manipulieren. Eine Falle in die wir nur zu gerne stolpern. Es ist ein kleiner Weg von der eigenen Ungnade sich selbst gegenüber, selbst der ärgste Kritiker zu sein, hin zur Depression. Hey, ich weiß wovon ich schreibe! „Une balle dans le pied“ drückt das genau aus, und THROANE, das Soloprojekt des brillanten Coverkünstlers DehnSora macht noch etwas mehr: Wir ziehen uns den Stachel, respektive die Kugel, so die sinngemäße Übersetzung, selbst raus. Mit einer rostigen Zange, wenn es sein muss, aber ohne Betäubung. Schmerz darf man spüren, dafür ist er da.

Wer die beiden Alben „Derrière-nous, la lumière“ und „Plus une main à morde“ kennt, der stellt sich jetzt schon auf die intensivste Höllenfahrt ein, die man sich nur vorstellen kann. Klartext: Im Vergleich zu THROANE sind AMENRA und CELESTE harmlose Zeitgenossen. THROANE ist nämlich die schwärzeste Seite von DehnSora, weniger beklemmende Musik packt er in seine anderen Projekte. Hier agiert er völlig impulsiv, und prophylaktisch. Er lässt die Geschwüre gar nicht erst wuchern, alles an Negativität muss raus, sofort. Und das mit noch mehr Nachdruck als zuvor.

“Une balle dans le pied” ist eine erneute Höllenfahrt von THROANE – und mindestens so intensiv wie die Vorgänger.

Das dreizehnminütige Stück „Une balle dans le pied“ beginnt mit einem markerschütterndem Schrei und hält sich im Folgenden an keine Songstrukturen. Neben den schwarzmetallischen Sludge-Momenten mit schleppendem Drums, tief verzerrtem Bass und sägenden Gitarren stehen immer wieder Dark Ambient-Zwischenspiele, so dass das Stück extrem sperrig bleibt. DehnSoras Geschrei ist schmerzhaft und zieht, obwohl es in den Hintergrund gemischt ist, einem die Zähne. Was ist DSBM im Vergleich dazu? Lächerlich pathetisches Zeug. THROANE liefert den wahren Schmerz. Der wird nicht zuletzt durch das Mastering von Magnus Lindberg in Szene gesetzt. Hier wird eine Soundwand erzeugt, dass bei „Une balle dans le pied“ die Luft zum Atmen wegbleibt.

Bei all dieser Intensität und Weigerung, sich vom Hörer vereinnahmen zu lassen – ein guter Beweis dafür, dass THROANE eines der kompromisslosesten Musikprojekte des Kontinents ist – gibt es nur eine Möglichkeit für die Rezipienten: Öffnen, und es über sich ergehen lassen. Danach fühlen wir uns erleichtert, definitiv. Das Gehörte ist selbstredend nur für hartgesottene Freunde von Black Metal bis Sludge zu empfehlen. Wer von BLUT AUS NORDs Alben „The Work Which Transforms God“ „MorT“ und „Deus Salutis Meae“ angetan ist, der wird in dieser pechschwarzen Vision sein Heil finden. Doch halt, so schwarz ist die Welt von THROANE unterm Strich nicht. Er ermahnt uns mit diesem monströsen Werk durch den Schmerz hindurch zu gehen und die Widrigkeiten hinter uns zu lassen. Und unbeirrt unseren Weg zu gehen, egal wie steinig er auch sein mag.

Abschließende Anmerkung: „Une Balle Dans Le Pied“ erscheint in einer fantastischen Aufmachung, gestaltet von DehnSora selbst, mit 7“-EP – das Stück ist hier auf die beiden LP-Seiten aufgeteilt – und CD, so dass die akustische Höllenfahrt optisch ebenfalls beeindruckend umgesetzt wird.

VÖ: 16. Oktober 2020

Spielzeit: 13:20

DehnSora – Instrumente, Gesang
Julien T. – Drums

Label: Debemur Morti Productions

Produziert von Tim De Gieter

THROANE „Une Balle Dans Le Pied“ Tracklist:

1. Une Balle Dans Le Pied (Official Trailer bei Youtube)

Mehr im Netz:

https://throane.bandcamp.com/

https://www.facebook.com/throane/

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