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OLD MOTHER HELL: Lord Of Demise

Mit “Lord Of Demise” melden OLD MOTHER HELL sich stärker denn je zurück

Mit ihrem selbstbetitelten Debüt sind OLD MOTHER HELL im Underground eingeschlagen wie die sprichwörtliche Bombe. Der ehrliche, unprätentiöse Heavy Metal des Mannheimer Trios bekam durchgehend sehr gute Kritiken und brachte der Band völlig verdient einen Deal mit Cruz Del Sur ein, durch den das Album noch weitere Verbreitung fand. Nun, mitten in der zweiten Corona-Welle, legen OLD MOTHER HELL mit “Lord Of Demise” nach. Die Erwartungen an das neue Album dürften durchaus hoch sein, zumindest bei mir waren sie es. Positiv anzumerken wäre schonmal, dass im Bandinfo nicht einmal das böse Wort “Doom” vorkommt, eine Genre-Einordnung, die ich beim Debüt schon recht irritierend fand.

Ehrliche, ungekünstelte Musik mit einem Frontmann, der noch was zu sagen hat

Und als ob man das nochmal klar stellen wollte, legen OLD MOTHER HELL beim Opener “Betrayal At The Sea” ziemlich flott los und Bernd Wener lässt sogar einen hohen Schrei raus. Speed Metal jetzt? Soweit gehen OLD MOTHER HELL dann doch nicht, das Stück verbleibt aber im Up-Tempo. Mir fällt hier schon das filigrane Spiel von Neuzugang Michael Frölich am Schlagzeug auf. Der episch gehaltene Refrain ist dann das I-Tüpfelchen auf einem starken Opener. Bei “Avenging Angel” macht mich der wunderbar pumpende Bass so richtig wuschig. Textlich geht es bei diesem heavy Stampfer um eine Frau, die als Kind von ihrem Vater missbraucht wurde und nun zum Racheengel wird. Bernd Wener singt halt lieber über ernste Themen als über Schlösser und Drachen. Trotz des ernsten Hintergrundes ist der Song ein richtiger Kracher, live dürfte das ein echter Fistraiser werden. Live… wisst ihr noch?

Zwischen stampfendem Up-Tempo, flottem Rocker und etwas Doom…

Der Titelsong startet zäh, schleppend… ja, man könnte fast sagen… doomig! Dabei bleibt es aber nicht, OLD MOTHER HELL wechseln hier noch zwischen stampfendem Mid-Tempo und ein bisschen Up-Tempo. Auch bei einigen anderen Songs haben die Mannheimer mal ein paar gebremste Passagen am Start, es bleibt aber eher die Ausnahme und dominiert nie einen ganzen Song. In “Estrangend” beklagt Bernd den Mangel an Gemeinsinn und Empathie in der heutigen Zeit und ich bin geneigt, dem Mann zuzustimmen. Wenn Menschen lieber andere Menschen absaufen lassen, als ihnen zu helfen, der eigene Konsum wichtiger ist als der Erhalt unseres Planeten und die eigene Freiheit, zu tun und lassen was man will, wichtiger als Rücksichtnahme, dann stimmt etwas nicht mit Teilen unserer Gesellschaft. Da passt die düstere, aber auch irgendwie resignierende Grundstimmung des Songs wie die Faust aufs Auge.

Ganz groß ist dann noch der Abschlusstrack “Finally Free”. Der Song startet als Mid-Tempo-Stampfer, wird zwischendurch ruhig und nachdenklich, um dann ungefähr zur Mitte mit einem grandiosen Up-Tempo-Teil samt grandiosem Gesang von Bernd durchzustarten, gekrönt von einem Gitarrensolo, welches vielleicht nicht technisch überragend ist, dafür aber voller Gefühl steckt.

“Lord Of Demise” zeigt eine in allen Belangen gereifte Band, die Musik mit Herzblut schreibt

Insgesamt haben sich OLD MOTHER HELL auf ihrem zweiten Album deutlich weiter entwickelt, sind ihrem Stil dabei aber treu geblieben. Die Songs wirken straffer arrangiert, das Songwriting variabler und auch spielerisch meine ich eine Steigerung wahrzunehmen. Auch der Gesang von Bernd Wener ist nochmal besser und abwechslungsreicher geworden. Was geblieben ist, ist der ungekünstelte, authentische Metal, dem man den Schweiß und das Herzblut zu jeder Sekunde anhört. “Lord Of Demise” ist in jeder Hinsicht eine Steigerung zum starken Debüt. Aufgenommen wurde das Album, wie schon sein Vorgänger fast vollständig live. Das Ergebnis ist ein wunderbar ehrlicher, nicht übertrieben aufgeblasener, aber schön differenzierter Sound. Schade, dass die Band aktuell nicht die Gelegenheit hat, das Album angemessen mit jeder Menge schweißtreibender Shows in kleinen Clubs zu präsentieren. Lasst euch dieses starke Stück Metal einer der besten neueren deutschen Bands auf keinen Fall entgehen.

Veröffentlichungsdatum: 23.10.2020

Spielzeit: 38:29

Line Up:
Bernd Wener – vocals, guitar
Ronald Senft – bass
Michael Frölich – Drums

Label: Cruz Del Sur Records

Bandhomepage: https://www.oldmotherhell.de/
Facebook: https://www.facebook.com/oldmotherhell
Bandcamp: https://oldmotherhell.bandcamp.com/

OLD MOTHER HELL „Lord Of Demise“ Tracklist

1. Betrayal At The Sea (5:23) (Audio bei YouTube)
2. Avenging Angel (4:00)
3. Lord Of Demise (4:46)
4. Estranged (5:00)
5. Edge Of Time (5:26)
6. Shadows Within (3:39)
7. Another Fallen Savior (4:57)
8. Finally Free (5:18)

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