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NIKKI PUPPET: Into The Wild

Hard Rock mit Alternative- und 80er Hair Rock mischen? NIKKI PUPPET gelingt das.

NIKKI PUPPET sind ja auch schon eine Weile unterwegs. Vor gut 14 Jahren schon gab es das Debüt „Puppet On A String“, welches 2016 remastered neu aufgelegt wurde. Zuletzt haben die HannoveranerInnen 2015 mit „Disco Inferno“ ordentlich abgeliefert, es gab reichlich Konzerte und Festivals zu rocken. Vampster war beim ROCK FOR ANIMAL RIGHTS und beim ROCK IM TORF für euch dabei. Nach dem letzten Album wurde von den Bandköpfen Nicky und Christos die Mannschaft neu aufgestellt, Ur-Drummer Kai Paulmann (RIEFENSTAHL) sorgt wieder für den Groove, Regine Hellmann (u.a. Ex-ROSY VISTA) für die tiefen Töne. Nun also geht Album Nummer 6 an den Start. Ganz gemächlich, wie das Cover vermuten lässt, geht es hier aber doch nicht zu. Warum man nun den Gitarristen in die Wüste schickt und auch die anderen geteert und gefedert wurden – der Typ und der Rest der Band ist echt nett! Und kann immer noch rocken, wie der Opener gleich mal zeigt.

NIKKI PUPPET rocken auf „Into The Wild“ erfreulich abwechslungsreich

„Shadows And Lies“ startet mit der Energie eines klassischen Australien-Rockers, wird aber aufgepeppt von einem catchy Refrain. Christos lässt die Gitarre glühen, was NIKKI PUPPET live rüberbringen, haben sie auch hier auf dem Album eingefangen. Das fröhlich rockende „Valentino“ kommt sehr bassbetont, sicher ein Song mit reichlich Inputt von Basserin Regine, die eher vom Punk und Indie kommt als vom puren Rock’n’Roll. Auch beim nachdenklich-ruhig beginnenden „Sunset“ kommt der Bass merklich durch, umschmeichelt von ruhigen Gitarren. Der Refrain geht sofort rein, bringt viel 80er mit. Anleihen an ihre Ex-Band ROSY VISTA? Hätte auch auf deren aktuelles Album „Unbelievable“ gepasst. Etwas zickiger, zappeliger „Personality“, und wieder mit einem Refrain, der sich festsetzt. Das zieht sich durch die meisten Songs des Albums, diese catchy Refrains, die man sofort mitsummt. Und die dann oft nach 80er Hair Rock klingen, immer wieder mal muss ich an die Mädels von VIXEN denken. Aber darauf lassen sich NIKKI PUPPET nicht festnageln, sie kramen in verschiedenen Töpfen und verrühren dies zu einem geschmeidigen Mix.

NIKKI PUPPET rühren aus verschiedenen Töpfen einen geschmeidigen Mix

Mal klingt es etwas nach Alternative Rock, hier und da machen sich Erinnerungen an meine Ex-Proberaumnachbarn DIE HAPPY breit. Dann fräst sich wieder ein 80er Refrain ein wie bei „Living A Lie“ und Christos haut frech ein Southern Rock-Solo raus, da passt dann wieder das Cover. Natürlich vergessen sie nicht, auch mal energischer zu rocken wie beim zappeligen „Crazy Stupid Wild“ oder dem Rausschmeißer „Silent Symphonie“. Sehr cool kommt das kraftvolle „Electrify“, dessen Basisriff mit bööööse gerollltem RRRR auch von den frühen RAMMSTEIN stammen könnte. Dabei entpuppt sich der Song wieder als echter 80er Hair-Rocker, wieder VIXEN, poppige LEE AARON oder HEART  kommen in den Sinn. Und Lust kommt auf, mal wieder die tollen SARAYA zu hören. Dem gegenüber steht dann wieder ein Alternative Rock-Song, Frontfrau Nicky scheint SKUNK ANANSIE bzw. deren Sängerin Skin zu mögen. Nicht so weit weg, deren Gitarrist Ace hatte NIKKI PUPPETs viertes Album „To Be Yourself“ produziert.

Hard Rock mit Alternative- und 80er Hair Rock mischen? NIKKI PUPPET gelingt das

Gerade Frontfrau Nicky macht sich mächtig breit auf dem Album. Wo man sich bei „Disco Inferno“ noch etwas mehr Abwechslung bei den Vocals gewünscht hätte, liefert sie hier fantastisch ab. Sie röhrt, rockt, schnurrt, knurrt, bietet einen bunten Mix an Gesangslinien und spielt fleißig und mutig mit ihrer Stimme. Die Backings von Regine und hier und da Christos runden dies passend ab. Christos rockt sich gewohnt souverän durch die Songs, schiebt sich mit knackigen Riffs und zündenden Leads oft genauso nach vorn, wie man es von den Shows kennt. Aber er ist sich nicht zu schade, sich einfach mal unterzuordnen. Auch um dem Bass Platz zu machen, Regines Basslinien zu folgen macht durchweg Spaß. Da wird kein Songdienliches A-D-G durchgedröhnt, sie hat sich hörbar Gedanken gemacht, was sie zu welchem Song spielt. Drummer Kai ist wie auch im Team die ruhige Konstante der Band, sein Drumming kommt entspannt und punktgenau. Auch sein Stil trägt viel dazu bei, dass manche Songs einen 80er Touch bekommen. Sehr oft kommt sein Spiel im Stil der 80er Hair Rock-Bands und passt perfekt zum Gesamtsound.

Jeder im Team NIKKI PUPPET liefert super ab

„Into The Wild“ ist eine positive Überraschung. Der Vorgänger ging sehr rockig nach vorn, machte Spaß und ließ die Frage offen, wohin musikalisch die Reise geht. Mit „Into The Wild“ machen NIKKI PUPPET klar wohin, in einen bunten Mix aus Rock, der vorbei an angesagten Trends zeigt, wozu die Band halt Lust hat. Knackiger Hard Rock, Indie- und Alternative-Klänge und gar dezent poppige Momente fügen sich hier passend zusammen und klingen trotzdem immer nach NIKKI PUPPET. Irgendwie setzen sie sich ein wenig zwischen alle Stühle, können und werden dadurch nun wohl weitaus mehr Leuten gefallen als bisher. Ein buntes gute Laune-Album, das der Band einige neue Türen öffnen wird. Ein erster Schritt ist sicher auch die Tour durch Italien und Spanien als Opener für ANVIL. Schauen wir mal, ob es auch bei uns mal eine ausgedehnte Tour gibt. Der ein oder andere Festivalauftritt steht sicher an. Das kann die Band, das haben wir mehrfach erlebt. Bis dahin rotiert fleißig „Into The Wild“ im Player, „Sunset“ und „Electrify“ auf dem Mix-Stick im Autoradio, wo sich das Album auch super macht. „Into The Wild“ kommt in einer witzigen Verpackung, dass sie mit diesem gelungenen Album geteert und gefedert in die Wüste geschickt werden, darüber brauchen sich NIKKI PUPPET definitiv keine Sorgen machen!

Veröffentlichung am 14.02.2020

Spielzeit: 42:50 Min.

Lineup:
Nicky Gronewold – Vocals
Christos Mamalitsidis – Guitar
Regine Hellmann – Bass, Backing Vocals
Kai Paulmann – Drums

Produziert von Kai Schwerdtfeger und Nikki Puppet

Label: 7hard

Homepage: http://www.nikkipuppet.de

Mehr im Web: https://www.facebook.com/nikkipuppet

Die Tracklist von „Into The Wild“:

1. Shadows And Lies (Video bei youtube)
2. Valentino
3. Sunset
4. Personality
5. Into The Wild
6. Living A Lie
7. Crazy Stupid Wild
8. Electrify (Video bei youtube)
9. The Day Before You Came
10. The Kidnapping Of Alpha Male
11. Silent Symphony

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