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MOTÖRHEAD: Bomber (40 Anniversary Edition)

„Bomber“ möchte als 40 Anniversary Edition mitgenommen werden

Nicht jeder wird sich die fette „Made In 1979“-Box auf dem MOTÖRHEAD-Altar stellen, mit der vor allem die beiden 79er Alben „Overkill“ und „Bomber“ gefeiert werden. Aber wirklich jeder sollte die tolle 40 Anniversary Edition von “Overkill” mitnehmen. Und auch das im Herbst 79 erschienene Album „Bomber“ präsentiert sich ebenso würdig aufgemacht. Genau betrachtet merkt man schon, dass es das lauteste Trio seiner Zeit etwas zu eilig hatte. „Bomber“ ist nicht so ein Hammer wie das im Frühling vorgelegte „Overkill“. Aber als guter Nachfolger in der neuen Aufmachung klopft auch dieses Album an und möchte mitgenommen werden.

MOTÖRHEAD´s „Bomber“ möchte als 40 Anniversary Edition mitgenommen werden

So startet das Trio gleich ordentlich durch, „Dead Men Tell No Tales“ kommt catchy und fast fröhlich, „Lawman“ deutlich härter, stampfig zäh, bleibt im Ohr hängen. Das schafft das noch gebremstere „Sweet Revenge“ nicht, wie auch der ein oder andere Song etwas nach Aufwärmen von „Overkill“-Songs klingt. Aber man kann sehr gut leben mit Rumpel-Rockern wie „Sharpshooter“, dem eingängigen „Poison“, wo Fast Eddie wieder zeigt, dass er ACE FREHLEY-Fan ist. Das noch mehr beim smooth dahinschleichenden „Step Down“, das klingt, als würde der Ex-KISS-Spaceman mit TED NUGENT „Stranglehold“ jammen. Da passt es, dass hier Eddie die Vocals übernimmt und sich mit seinem Gesang irgendwo zwischen diesen beiden platziert. Mein Fave auf diesem Album! Dass der abschließende Titeltrack der Hit des Albums ist, das belegt sein Platz in den meisten Live-Sets der Band. Er klingt halt wie MOTÖRHEAD klingen, hier und auf vielen ähnlichen Songs. So ein hübsch eingeschobenes „Lalalalalaa“ gibt es nur bei Lemmy, wahrscheinlich ist ihm kein Text mehr eingefallen. Auch das ist MOTÖRHEAD, sie bieten immer mal einen Grund zum Schmunzeln.

„Bomber“ als Platzhalter zwischen „Overkill“ und „Ace Of Spades“

„Bomber“ ist sicher nicht das beste Album der Engländer, setzt sich eher als Platzhalter zwischen den Meilensteinen „Overkill“ und „Ace Of Spades“. Es gibt einige gute Songs, aber auch ein paar Füller. Im Gesamtwerk von MOTÖRHEAD hat das Album aber seinen Platz, um es dort einzureihen bietet sich diese „40 Anniversary Edition“ entgültig an. Das begründet sich durch die sehr schöne Aufmachung, auch hier gibt es ungesehene Bilder, lesenswerte Linernotes und Infos. Der auf Halfspeed von den Originalbändern stimmig aufgearbeitete Sound entstaubt die Songs, ohne dass man das Tuning übertrieben hat. Das Album klingt wie die Original LP, nur runder und sauberer, aber immer noch Motördreckig genug. Sollte man mitnehmen, ein Pflichtkauf wie die „40 Anniversary Edition“ von „Overkill“ ist es aber nicht.

Dieser Live-Mitschnitt ist Grund genug, sich die „40 Anniversary Edition“ zuzulegen

Wer nun immer noch überlegt, den kriegt man mit der Bonus-Live-CD. Aufgenommen im November 79 im französischen Le Mans präsentiert sich die Band hier ebenso echt und räudig, wie schon auf dem Mitschnitt, der „Overkill“ beiliegt. Der Sound ist nochmals dreckiger, schrammeliger und räudiger als auf dessen Aufnahme, vielleicht waren die Jungs einfach nur noch lauter. So steigen sie mit eben diesem „Overkill“ rabiat ein, mit „Stay Clean“ und „No Class“ fegen sie das Publikum weg. Lemmy prostet diesem mit einem Salute zu, es wird gelabert, gestimmt, rumgealbert. Nach „Too Late, Too Late“ darf das Publikum im Lemmy-Style mitgröhlen, keiner pöbelt seine Fans so charmant an wie er, „Ihr versteht ja eh nicht was ich sage“! Es macht einfach Spaß, ihm zuzuhören, oder seinen Kollegen, die Pausen zwischen den Songs geben Raum dafür. Ja ja, „Capricorn“: „A lovesong I wrote for myself“! Beim abschließenden Titeltrack zum betourten Album „Bomber“ präsentiert Fast Eddie wieder mal seinen neuen Flanger, es wabbert und schlirrt ganz ordentlich. Keine Ahnung, wie euphorisch das Publikum war, zuhause rockt man definitiv mit. Die Zugaben kann man dann getrost als Krach abtun, die Lautstärke hat sicher wie gewohnt ein schmerzhaftes Level erreicht, die Bandhymne „Motörhead“ beendet wild und dreckig die Show.

Auch dieser Live-Mitschnitt ist Grund genug, sich die „40 Anniversary Edition“ von „Bomber“ zuzulegen. So klangen MOTÖRHEAD damals, so waren ihre Shows, wer sie da schon live gesehen hat fühlt sich zuhause. Ähnlich dem Hauptalbum kommt auch der Live-Mitschnitt im „Bomber“-Package nicht ganz mit dem von „Overkill“ mit. Aber er macht Spaß, ist halt ungebügelt und ungeschönt das, was MOTÖRHEAD 1979 waren. Es gibt eigentlich keinen Grund, die „40 Anniversary Edition“ von „Bomber“ nicht mitzunehmen.

Veröffentlicht am 25.10.2019 / Original 27.10.1979

Spielzeit: 36:55 / 75:06 Min.

Lineup:
Lemmy – Bass, Vocals
Eddie Clarke – Gitarre
Phil Taylor – Drums

Label: BMG

Homepage: https://imotorhead.com

Mehr im Web: https://www.facebook.com/OfficialMotorhead

Die Tracklist von „Bomber“:

1. Dead Men Tell No Tales
2. Lawman
3. Sweet Revenge
4. Sharpshooter
5. Poison
6. Stone Dead Forever
7. All the Aces
8. Step Down
9. Talking Head
10. Bomber

Sharpshooter
Live At la Rotunde, Le Mans – 3.November 1979
1. Overkill
2. Stay Clean
3. No Class
4. Metropolis
5. All The Aces
6. Dead Men Tell No Tales
7. I´ll Be Your Sister
8. Lawman
9. Too Late, Too Late
10. Poison
11. (I Won´t) Pay Your Price
12. Sharpshooter
13. Capricorn
14. Train Kept A-Rollin´
15. Bomber
16. Limb From Limb
17. White Line Fever
18. Motörhead

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