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MARATHONMANN: Die Angst Sitzt Neben Dir

Mit einem haben MARATHONMANN Recht. Unsere Ängste mögen sich über die Jahre wandeln, doch bleiben sie immer und unweigerlich ein Teil von uns. Wir müssen lernen, mit ihnen zu leben und uns ihnen zu stellen, ganz gleich in welcher Gestalt sie uns einholen. „Die Angst sitzt neben dir“ erzählt von Themen wie Krankheit, Agoraphobie und Abschied. Der gemeinsame Nenner ist stets eine tiefsitzende Furcht, die beizeiten irritierend erscheinen mag, aber doch so menschlich ist.

Das Älterwerden und die Veränderungen, die es mit sich bringt, sind eine Art Katalysator für die „Die Angst Sitzt Neben Dir“. Auf ihrem vierten Album geben sich MARATHONMANN deutlich gereift, nicht nur bei der Wahl der Themen. Erinnerung und Vergangenheit bekommen von den Münchnern nunmehr eine neue Wertigkeit („Flashback“), die Veränderung strahlt jedoch auch bis in den musikalischen Rahmen, der nie breiter gefächert war.

In puncto Songwriting sind MARATHONMANN weit gekommen

Blicken wir zurück auf „Holzschwert“ (2013), öffnen MARATHONMANN ihren Melodic Hardcore / Post Punk anno 2019 auch für poppigere Einflüsse. Geradlinige und kantige Kracher im Stil des Debüts („Schachmatt“) stehen jetzt gleichberechtigt neben eingängigen Pop Punk-Hymnen wie „Nie Genug“, „Flashback“ oder dem schematischen „Die Vergessenen“. Bassist und Sänger Michi passt sich diesem wandelbaren Bild mühelos an, indem er sich von rotzig-kehligem bis emotionalem Gesang aller Stimmfarben bedient.

Wie weit das Quartett in kompositorischer Hinsicht gekommen ist, zeigt sich schließlich bei „Alles wird gut, Alice“, wo im Refrain nach einer nachdenklichen Strophe die Verzweiflung mit schonungsloser Intensität herausbricht. Dieser Kontrast wirkt vor allem aufgrund der filigranen Instrumentierung der ruhigeren Parts, wo der Bass im Verbund mit den unverzerrten Gitarrenarrangements dank der transparenten Produktion glänzen darf. Von dieser profitiert auch die gefühlvolle Ballade „Die Bahn“, die überraschenderweise gänzlich ohne Schlagzeug auskommt.

Mit “Die Angst Sitzt Neben Dir” sind MARATHONMANN endgültig erwachsen geworden

Überhaupt ist „Die Angst Sitzt Neben Dir“ ausgesprochen gut abgemischt. Selbst treibende Rocker wie „22 Meter Sicherheitsabstand“ verschlucken keine Details, ohne anderweitig Kompromisse einzugehen. Okay, ganz so dreckig wie auf dem Debüt klingen MARATHONMANN nicht mehr, dafür hat das Songwriting über die Jahre stark an Qualität und Abwechslung zugenommen. Die Münchner sind endgültig erwachsen geworden und können im melancholischen „Tausende Augen“ auch abseits typischer Songschemata für große Momente sorgen.

Insofern ist es leicht verwunderlich, dass Frontmann Michi zum Schluss ausgerechnet „Am Ende Nichts“ skandiert, wo uns doch diese 40 Minuten eine ganze Menge gegeben haben: Erinnerungen, Melancholie, Emotionen und den Willen, unseren alltäglichen Ängsten mit neuer Perspektive entgegenzutreten. Aber auch MARATHONMANN können ja nicht immer Recht haben.

Veröffentlichungstermin: 19.7.2019

Spielzeit: 40:10

Line-Up:

Michael Lettner – Vocals, Bass
Jonathan Göres – Gitarre
Leo Heinz – Gitarre
Johannes Scheer – Schlagzeug

Produziert von

Label: Redfield Records

Homepage: https://www.marathonmannband.de/
Facebook: https://www.facebook.com/marathonmannband/

MARATHONMANN „Die Angst sitzt neben dir“ Tracklist

01. Totgeglaubt
02. Flashback (Video bei YouTube)
03. Nie Genug (Video bei YouTube)
04. Alles wird gut, Alice
05. Die Vergessenen
06. Die Bahn
07. Schachmatt (Video bei YouTube)
08. 22 Meter Sicherheitsabstand
09. Stigmata
10. Tausende Augen
11. Hobbs End
12. Am Ende nichts

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