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LUNAR SHADOW: The Smokeless Fire

“The Smokeless Fire” wirkt wegen seiner Produktion, der Gesangsfarbe und der immer wieder dann doch mal schön stumpf bratenden Gitarren wie ein vergessener Schatz aus den 80ern und nicht wie ein überambitioniertes Progressive-Monster. Deshalb, ab zum rauchlosen Feuer, wenn ihr auf klassischen, epischen Metal steht!

Ich mag sie ja, diese Alben, die mehrere Durchläufe brauchen, um zu zünden – und deren Feuer dann aber auch lange nicht ausgeht. Umso besser, wenn dieses Feuer dann auch noch rauchlos ist, nicht wahr? Oh je. Wie dem auch sei, “The Smokeless Fire”, das dritte Album der Deutschen LUNAR SHADOW, ist bereits das zweite auf dem renommierten Classic-Metal-Label Cruz Del Sur und erscheint zeitgleich mit der neuen SLOUGH FEG – wenn das nicht mal gleichzeitig Bürde und Versprechen ist! Umso mehr, da das Infoblatt auch noch großspurig nicht weniger als die Verschmelzung von Classic Metal und skandinavischem Black Metal mit Post-Punk-Einflüssen verspricht und Band-Mastermind Max Birbaum als leidenschaftlichen Workaholic und Perfektionisten zeichnet, der – was soll der Geiz? – einfach beinahe alle großen Themen, denen man als Mensch so begegnen kann, auf “The Smokeless Fire” halt mit links verarbeiten kann. Und, klappt’s?

LUNAR SHADOW brauchen den Vergleich mit Genre-Größen nicht scheuen

Machen wir’s kurz: Ja, läuft. Zwar ist das mit den großen Themen wie üblich im Metal ein wenig, nun ja, hoch gegriffen, aber vielleicht bin ich auch einfach zu materialistisch unterwegs, um das würdigen zu können. Mich interessiert also in erster Linie die Musik – und die ist großartig! Gut, das mit dem Black Metal ist schlicht eine Lüge – einmal sind Blast-Beats zu hören, aber das war’s dann auch -, und die Post-Punk-Einflüsse beschränken sich auf ein Stück (“Roses” – ein wunderbar romantischer Ohrwurm, der euch nach einigen Durchläufen nicht mehr loslassen wird), aber in Sachen Epic Classic Metal klingen LUNAR SHADOW hier wirklich so erfrischend undeutsch und ausgereift, dass sie den Vergleich mit den Größen des Genres nicht scheuen brauchen. Die kompositorische Klasse Birbaums ist offensichtlich, und seine Mitstreiter setzen seine Ideen hervorragend um; besonders gut gefällt mir der neue Sänger Robert Röttig, der keinen stilistischen Bruch zum Vorgänger, sondern eine eigenständige Weiterentwicklung betreibt und noch dazu so schön in die Musik eingebettet ist, dass sein deutscher Akzent kaum auffällt.

Für manche könnte “The Smokeless Fire” aufgrund der Komplexität vielleicht eine Herausforderung darstellen, aber Herausforderungen sind ja schön, und die Stücke bieten immer wieder genau die Hooks, die es braucht, um gerne zu ihnen zurückzufinden und neue Details zu entdecken. Außerdem wirkt das Album wegen seiner Produktion, der Gesangsfarbe und der immer wieder dann doch mal schön stumpf bratenden Gitarren wie ein vergessener Schatz aus den 80ern und nicht wie ein überambitioniertes Progressive-Monster. Deshalb, ab in den Mondschatten zum rauchlosen Feuer, wenn ihr auf klassischen, epischen Metal steht!

Veröffentlicht am 14.6.2019 auf Cruz Del Sur
Spielzeit: 44:30 Min.

LUNAR SHADOW – “The Smokeless Fire” – Tracklist

1. Catch Fire
2. Conajohara No More
3. Roses
4. Pretend
5. Laurelindórenan
6. Red Nails (For the Pillar of Death)
7. Hawk of the Hills

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