LORD OF THE LOST: Swan Songs III

Als LORD OF THE LOST vor einigen Monaten in Zusammenarbeit mit dem Seniorenchor „Heaven Can Wait” die melancholische Ballade „We Were Young“ veröffentlichten, lernten wir eine sensible und verletzliche Seite der Gothic Metal-Band kennen, die man den sonst so extrovertierten Musikern auf den ersten Blick nicht zugetraut hätte. Gleichzeitig offenbarte das Stück einen kleinen Makel, der sich nun für die dritte Auflage der symphonischen Akustik-Reihe „Swan Songs“ als symptomatisch erweist.

Die ruhige Seite des Quintetts besticht durch schöne Arrangements, stimmige Instrumentierung und wunderbare Melodiebögen, dreht sich aber immer und immer wieder im Kreis. Das ist im Einzelfall – wie eben „We Were Young“ – in den repetitiven Strukturen zu spüren, trübt jedoch auch den Blick auf das Gesamtwerk. LORD OF THE LOST geben sich reflektiert und oftmals zurückhaltend, übersehen dabei jedoch den Spannungsbogen nahezu komplett. Das hat zur Folge, dass die Tracks – ohnehin schon ähnlich instrumentiert und ausarrangiert – zusehends miteinander verschmelzen.

“Swan Songs III” degradiert sich selbst zur Hintergrundbeschallung

Das Eröffnungstrio „A Splintered Mind“, „A One Ton Heart“ und „Dying On The Moon” ist musikalisch klasse, verliert aber im stets gleichen Umfeld von „Swan Songs III“ an Profil, weshalb wir uns mit zunehmender Spieldauer auch immer weniger mit den folgenden Stücken identifizieren. Die Folge: „Swan Songs III“ degradiert sich selbst zur Hintergrundbeschallung, obwohl uns nahezu jede der zehn Nummern – für sich allein genommen – überzeugen kann. Lediglich das experimentelle „Agape“ und „Amber“ halten das Niveau nicht ganz, dafür gefällt das orchestrale Arrangement von „Zunya“ umso mehr, während „Unfeel“ für LORD OF THE LOST fast schon ungewöhnlich viel Optimismus versprüht.

Der elfte Track, das JOHN CAGE-Cover “4’33””, schließlich soll zum Nachdenken anregen. Sind viereinhalb Minuten Stille noch Musik? Am Ende des Albums platziert, wird die Antwort für die meisten Hörer vermutlich das vorzeitige Drücken der Stopp-Taste geben. Aus gutem Grund, denn die beigelegte zweite Disc lockt mit insgesamt acht bekannten Songs im neuen Gewand. Live-Hits wie „Morgana“ oder „Loreley“ überzeugen auch im Akustik-Gewand, während das tragische Epos „Letters To Home“ über 18 Minuten ohne E-Gitarren fast noch ergreifender wirkt.

LORD OF THE LOST sind nur halb so mitreißend, wie wir es gewohnt sind

Gerade die hier zur Schau gestellte Dramatik fehlt dem Hauptwerk trotz der charismatischen Stimme von Sänger Chris Harms viel zu oft, um das meist reservierte Songwriting kaschieren zu können. Verletzlicher und intimer haben wir LORD OF THE LOST vielleicht nie zuvor erlebt, nur zeigt sich „Swan Songs III“ analog auch nur halb so mitreißend, wie wir es gewohnt sind.

Veröffentlichungstermin: 07.08.2020

Spielzeit: 53:27 / 49:15

Line-Up

Chris Harms – Vocals, Violoncello, Semi-Acoustic Guitar
Pi – Acoustic Guitar
Gared Dirge – Grand Piano
Class Grenayde – Acoustic Bass
Niklas Kahl – Percussion

Produziert von Chris Harms und Corvin Bahn

Label: Napalm Records

Homepage: https://www.lordofthelost.de/
Facebook: https://www.facebook.com/lordofthelost/

LORD OF THE LOST “Swan Songs III” Tracklist

Swan Songs III“ CD1:

1. A Splintered Mind (Video bei YouTube)
2. A One Ton Heart (Video bei YouTube)
3. Dying On The Moon (feat. Joy Frost) (Video bei YouTube)
4. Zunya
5. Unfeel
6. Deathless
7. Agape
8. Hurt Again
9. Amber
10. We Were Young (feat. HEAVEN CAN WAIT Choir)
11. 4’33” (Video bei YouTube)
12. Dying On The Moon (Joyless Version)
13. We Were Young (feat. HEAVEN CAN WAIT Choir – ZDF Version) (Video bei YouTube)

Swan Songs III“ CD2:

1. Loreley (Swan Songs III Version)
2. Morgana (Swan Songs III Version)
3. Black Halo (Swan Songs III Version)
4. Cut Me Out (Swan Songs III Version)
5. In Silence (Swan Songs III Version)
6. Seven Days of Anavrin (Swan Songs III Version)
7. My Heart Is Black (Swan Songs III Version)
8. Letters To Home (Swan Songs III Version)

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