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AMORPHIS: Skyforger

Zum zehnjährigen Jubiläum blicken wir auf “Skyforger” und warum dieses Album das vielleicht Wichtigste in AMORPHIS’ jüngerer Geschichte ist.

Die Konstruktion des Firmaments ist die vielleicht größte Errungenschaft des Helden Ilmarinen. Das Werk und Leben des Schmieds aus dem Kalevala, einem finnischen Nationalepos, durchziehen beispiellose Höhen und Tiefen: Als Handwerksmeister gelang ihm neben dem Bau des Himmelsdoms auch das Anfertigen des Sampo, einem Artefakt von unermesslicher Kraft, wohingegen ihm in der Liebe kein Glück zuteilwurde.

Diese bewegte Sage um Ilmarinen erzählen AMORPHIS mit ihrem Konzeptalbum „Skyforger“, dem ein beeindruckendes Fundament zugrunde liegt. Dabei schien das neunte Studioalbum der Finnen anno 2009 zunächst ebenfalls vom Pech verfolgt: Ein Masteringfehler der limitierten Erstauflage ließ die Lautstärke zweier Tracks schwanken und forderte ein schnelles Eingreifen des Plattenlabels: Kostenlose MP3s vertrösteten die Käufer bis zur nachgereichten Neupressung.

Mit “Skyforger” mausert sich Tomi Joutsen zum Frontmann von Weltformat

Was Nuclear Blast im zweiten Anlauf binnen kurzer Zeit gelang, blieb für Ilmarinen unerfüllter Traum: Dessen Versuche, sich eine makellose Partnerin aus Gold und Silber zu schmieden, blieben fehlerhaft und erfolglos. Diese Tragik des Schmieds transportieren AMORPHIS in der Leadsingle „Silver Bride“ in ihrer typischen Weise mit eingängigen Melodien und großen Emotionen. Nicht unwesentlichen Anteil daran hat Sänger Tomi Joutsen, der sich auf seinem dritten Album mit AMORPHIS zum Frontmann von Weltformat gemausert hat. Zwar bleiben dessen kolossale Growls auf „Skyforger“ überwiegend besonderen Momenten vorbehalten – etwa als stilistischer Höhepunkt in „Silver Bride“ sowie dem Titeltrack –, doch schmälert das die markige Darbietung keineswegs. Im Gegenteil, Joutsen versteht es im verträumten „From The Heaven Of My Heart“ ausgezeichnet, Romantik mit Souveränität zu verknüpfen.

Ein Gefühl der Schwerelosigkeit

Nach dem düsteren und bisweilen deprimierenden „Silent Waters“ wirkt „Skyforger“ geradezu befreiend. Die unbeschwert aufspielenden Gitarren tragen uns in „Sky Is Mine“ federleicht gen Himmel, um uns im Finale einen Blick über das im Licht der Sonne schimmernde Wolkenmeer zu schenken. Dieses Gefühl der Schwerelosigkeit fangen AMORPHIS in „Majestic Beast“ ein weiteres Mal ein, als sich eine erdrückende Strophe plötzlich seiner Fesseln entledigt und in einen epischen Refrain aufschwingt.

Die Klasse des Songwritings äußert sich insbesondere im Zusammenspiel von Gitarre und Keyboards, wo Mal die Leadgitarre dem Piano nacheifert („Sampo“), Mal sich beide Parteien die Melodieführung teilen. Das Resultat ist dann eine Powerballade wie „My Sun“, wo sich die Bewunderung und Sehnsucht Ilmarinens für die schöne Maid von Pohjola hingebungsvoll in den Armen liegen.

AMORPHIS schaffen etwas Einmaliges

Im dritten Anlauf mit runderneuertem Sound gelingt AMORPHIS endlich die perfekte Symbiose: Nicht nur der bärenstarke Titeltrack vermählt unwiderstehliche Gesangslinien mit einem mächtigen Rhythmusfundament. „Skyforger“ ist heavy, eingängig, gefühlvoll und hat trotzdem einen soliden Unterbau. Wenn Keyboarder Santeri Kallio im naiv anmutenden „Highest Star“ doch einmal der Folk-Gaul durchgeht, kriegen die Finnen spätestens dann die Kurve, wenn Tomi Joutsen den rotzigen Rocksänger raushängen lässt.

Mit ihrem einmaligen Mix aus Progressive Metal, Folk-Melodien und dezenten Death Metal-Vibes führen AMORPHIS die Sage Ilmarinens schließlich zu einem Ende, das typischer nicht sein könnte: „From Earth I Rose“ wandelt sich vom geradlinigen Midtempo-Biest mittels Akustikgitarren, folkigen Synthies und einem ausladenden Solo zu einem geradezu versöhnlichen Schlusskapitel.

Im Vergleich mag „Skyforger“ weder die magischen Kräfte des legendären Sampo-Artefakts teilen noch die Tragweite von Ilmarinens Bau des Himmelsdoms haben. Und doch bleibt die Gemeinsamkeit, dass dieses Werk – in der Ära Joutsen – vielleicht AMORPHIS‘ größte Errungenschaft ist.

Veröffentlichungstermin: 27.05.2009

Spielzeit: 47:39

Line-Up:
Tomi Joutsen – Vocals
Esa Holopainen – Leadgitarre
Tomi Koivusaari – Rhythmusgitarre
Santeri Kallio – Keyboards
Niclas Etelävuori – Bass
Jan Rechberger – Drums

Produziert von AMORPHIS, Mikko Karmila (Mix) und Mika Jussila (Mastering)

Label: Nuclear Blast

Homepage: http://www.amorphis.net/
Facebook: https://www.facebook.com/amorphis/

AMORPHIS “Skyforger” Tracklist

1. Sampo
2. Silver Bride (Video bei YouTube)
3. From The Heaven Of My Heart (Video bei YouTube)
4. Sky Is Mine
5. Majestic Beast
6. My Sun
7. Highest Star
8. Skyforger
9. Course Of Fate
10. From Earth I Rose

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