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GEEZER BUTLER: Plastic Planet / Black Science / Ohmwork [Re-Releases]

BUTLER´s Soloalben machen sich am besten als Trio

Was für ein Schock! Also damals, 1995… Da kündigte GEEZER BUTLER ein Soloalbum an, die Riege der BLACK SABBATH-Freaks war begeistert – und dann verwirrte er mit einem überraschenden Lineup und knallte uns mit „Plastic Planet“ ein seinerzeit hoch modernes, unbequemes Brett vor die Nase mit reichlich Industrial- und New Metal-Krach drauf. So mancher Oldschool-Rocker war entsetzt, wer sich und dem Album Zeit gelassen hat, der wurde dann doch mit einem starken und halt überraschenden Album belohnt. Das kann man so auch für das Folgealbum „Black Science“ von 1997 und dem 2005er Nachzügler „Ohmwork“ stehen lassen. Nun also hat BMG diese Soloalben des BLACK SABBATH-Bassers neu aufgelegt. Zudem auch erstmals auf Vinyl, man will ja den Trend nicht verpassen. Gut so, die Scheiben verdienen weitaus mehr Aufmerksamkeit, als ihnen damals zugute kam.

Die Soloalben von GEEZER BUTLER sind endlich wieder verfügbar

Das erste Soloalbum, nun „Plastic Planet“ betitelt, wurde im Original unter dem Namen „g/z/r (featuring Burton C. Bell / FEAR FACTORY)“ veröffentlicht. Damit wollte man sicher auch bei den jungen Metalheads anklopfen und zeigen, dass es hier keine Altrocker-Musik gibt. Mag der sphärische Auftakt von „Catatonic Eclipse“ noch täuschen, so kriegt man doch gleich ein fettes Brett vor die Nase. Ein ebenso fettes Riff, die Drums von Deen Castronovo (JOURNEY, BAD ENGLISH, THE DEAD DAISIES, OZZY, WILD DOGS) drücken und laden schon jetzt mit Spielchen zum genauer Hinhören ein. Butler hält sich mit seinem Bass tatsächlich dezent zurück, fügt sich nahtlos ein. Schnell merkt man, dass hier viel auf die ausdrucksstarke Stimme von Burton C. Bell ausgelegt ist. Der röhrt und brüllt und legt sich über den Song, und alles fügt sich gnadenlos drückend zusammen. Wütend „Drive Boy, Shooting“, ein Riff für die RAMMSTEIN-Fraktion, aber auch spinnige ANTHRAX-Songs in böse kommen in den Sinn.

Es drückt, rast und groovt fett auf dem „Plastic Planet“

Böse ist auch das Wort, das sich durch das ganze Album zieht mit einer bitterkalten Grundstimmung, auch wenn hier und da mal ein melodischer Moment eingestreut wird. Der klingt dann aber nicht kuschelig, kommt eher mit einer dicken Portion heavy Grunge mit etwas ALICE IN CHAINS-Depri daher. Der mittlerweile zum Titelsong aufgestiegene „Plastic Planet“ hingegen rast wie ein wütender Thrasher über einen hinweg. Hach macht das Spaß, dem spinnigen Drumming zuzuhören, während man durch die Bude mosht! Zumeist drücken die Songs aber doch derb groovend aus den Boxen, mal mit reichlich 90er Crossover-Anleihen, wild ratternd mit MOTÖRHEAD-Drumming bei „House Of Clouds“, zickig hardcorig bei „Sci-Clone“. Fast entschuldigend für den Krach gibt es zum Abschluss zarte Töne mit „Cycle Of Sixty“. Nichts für Bells Stimme, Shouten liegt ihm mehr, aber durchaus schön mit Erinnerungen an ruhige BLACK SABBATH-Songs. Und mittendrin thront der Song, der am ehesten die Freunde aus der BLACK SABBATH-Fraktion anspricht. „Séance Fiction“ schleicht sich düster an, bricht dann auf und präsentiert sich als fette Doomwalze. Immer mal fällt der Song zusammen, um einen danach voll an die Wand zu drücken. Das hätte so auch super 14 Jahre später zu HEAVEN AND HELL gepasst und war immer für mich das Highlight des Albums.

„Plastic Planet“ gehört in jede gepflegte Metal-Sammlung

Das kommt mit fettem Sound, stark aufspielenden Musikern, einem eher zurückhaltenden Projektchef, und einem perfekt ins Gesamtbild passenden Sänger. Schade, die drei Bonustracks der damaligen Japanauflage hätte man zumindest der CD-Version mitgeben können. Abgesehen vom herausragenden „Séance Fiction“ gibt es eigentlich keine Hits, das Album steht für sich und überzeugt genau so. Auch die neue Optik gefällt. „Plastic Planet“ gehört in jede gepflegte Metal-Sammlung, egal ob als neu aufgelegte CD oder erstmals auf Vinyl.

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GEEZER BUTLER legt mit „Black Science“ stimmig nach

Für das zwei Jahre später angesagte Album „Black Science“ konnte BUTLER nicht mehr auf den mit FEAR FACTORY beschäftigten Bell setzen. So stand nun der vergleichsweise unbekannte Clark Brown (LD/50, STRANGLER) am Mikro, was eine gute Entscheidung war. Brüllt der Mann aus Worcester/Massachusetts wütend vor sich hin, dann hat er was Quäkiges in der Stimme. Aber in vielen Ecken kommt seine eher vom normalen Metal stammende Stimme richtig gut, auch in den melodischen Momenten. Über die Länge des Albums ist er nicht weniger anstrengend als Bell auf „Plastic Planet“, aber das hier ist ja auch keine Wohlfühlmusik. Die präsentiert sich hingegen ähnlich dem Vorgängeralbum, zumal ja abgesehen vom Sänger das gleiche Team im Studio saß.

„Black Science“ ist merklich eingängiger geworden

„Man In A Suitcase“ zeigt sich tatsächlich mit Hitpotential, zappelig und eingängig gab es ihn damals auch gern mal in der Rockdisko zum Abzappeln. „Box Of Six“ schiebt dann wütend aus den Speakern, aber auch hier kommt der derbe Refrain durchaus catchy. Der Hang zum Crossover des ersten Albums wird hier etwas ausgebaut. So kann man beim zerrenden „Mysterons“ auch mal an FAITH NO MORE und Co. denken. Oder wieder an harte Grunge-Bands wie bei „Justified“. Es wird weitaus mehr Wert auf eingängige Momente gelegt, das steht dem Album gut. Dort hat auch Clark Brown seine besten Momente. Man wird ordentlich durchgerüttelt bei „Department S“, es groovt wie Hölle bei „Has To Be“ und „Among The Cybermen“ mit etwas SOUNDGARDEN. Spinnig schwebend „Unspeakable Elvis“, fast wavig „Northern Wisdom“. Hier und da drückt der Industrial-Sound nochmal mehr durch. Auch hier hätte man uns den Japan-Bonustrack gönnen können.

Ein gelungenes Doppelpack von einem starken Team

Im Gesamtwerk ist „Black Science“ deutlich eingängiger als „Plastic Planet“, die Songs laufen zumeist geschmeidiger rein als beim Vorgänger. Wem der doch zu derb war, der wird hier mehr Freude haben. Aber letztendlich gehören beide Alben zusammen, es fällt schwer, eines hervorzuheben. Ein gelungener Doppelpack von einem starken Team. Beide gehören zusammen auf den Einkaufszettel.

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„Ohmwork“ rundet die GEEZER BUTLER-Solo-Triologie ab

Der Nachzügler „Ohmwork“, den GEEZER BUTLER 2005 servierte, war dann erwartungsgemäß doch anders. Die modernen Elemente der Vorgänger waren fast verschwunden, das Album hat eine komplett andere Atmosphäre. Man startet mit einem treibenden Metalsong durch, „Misfit“ klingt wie ein Mix aus SOUNDGARDEN und schwarze METALLICA. Hart bluesig erinnert „Pardon My Depression“ an die Blues-Leidenschaft des Projektkopfes, eingepackt in ein ALICE IN CHAINS-Gewand. Natürlich wird auch auf „Ohmwork“ wütend nach vorn geballert, bei „Prisoner 103“ denkt man unweigerlich an brennende Feuertonnen in finsteren Hinterhöfen und die passenden Gestalten drumherum. Da zieht einen „I Believe“ zum Glück raus mit seinem Mix aus melodischem Spät-Grunge und einem klassischen BLACK SABBATH-Riff. Oder genauer an eins der etwas später zelebrierten HEAVEN AND HELL, an die man in den angedoomten Momenten oft denken muss. Mal mehr, mal weniger wütend wird abgerockt, „Pull The String“ hätte damals gut ins Radio gepasst, wenn es nicht so laut aufbrausen würde.

„Ohmwork“ kommt ohne Industrial-Touch daher

Clark Brown keift immer mal fast hardcorig vor sich hin, er klingt im Gesamtwerk gewachsen und abwechslungsreicher als zuvor. Der Gitarrensound kommt etwas kratziger und traditioneller als auf den auf laut getrimmten Vorgängern, hier hört man den Marshall unverwaschen knurren. Wie auf allen drei Alben überzeugt Langzeit-Kollege Petro Howse mit coolem Riffing, und wenn doch mal seltene Leads angesagt sind, dann sind auch die klasse. Neu am Schlagzeug sitzt nun Chad Smith (ANACRUSIS) der etwas mehr auf den Punkt spielt als sein Vorgänger Castronovo. Man hört durchaus die Verwandschaft zu „Plastic Planet“ und „Black Science“, auch das dritte Soloalbum von GEEZER BUTLER und seinem Team ist für sich stehend ein gutes Album.

BUTLERs Soloalben machen sich am besten als Trio

Bleibt somit die Frage, ob man denn nun alle drei Alben braucht. Jedes für sich ist gut und zeigt den Bass-Gott fernab von BLACK SABBATH und HEAVEN AND HELL in einem anderen Gewand, auch wenn diese hier und da mal deutlich durchdrücken. Die Wanderung vom lauten, modernen Erstling über das eingängigere „Black Science“ zum gemäßigteren „Ohmwork“ wirkt stimmig. Somit fällt es schwer, eines der Alben hervorzuheben. BUTLERs Soloalben machen sich am besten als Trio, das Gesamtpaket macht Spaß. Zumal es sie nun auch endlich auf Vinyl gibt.

Veröffentlicht am 30.10.2020

Spielzeit: 47:27 / 55:12 / 43:46 Min.

Lineup:
Geezer Butler – Bass, Keyboards
Burton C. Bell – Vocals (Plastic Planet)
Clark Brown – Vocals (Black Science, Ohmwork)
Pedro Howse – Guitars
Deen Castronovo – Drums
Chad Smith – Drums (Ohmwork)

Label: BMG

Homepage: http://www.geezerbutler.com

Mehr im Web: https://www.facebook.com/gzrmusic

Die Tracklist von „Plastic Planet“:

1. Catatonic Eclipse
2. Drive Boy, Shooting
3. Giving Up The Ghost
4. Plastic Planet
5. The Invisible
6. Séance Fiction
7. House Of Clouds
8. Detective 27
9. X13
10. Sci-Clone
11. Cycle Of Sixty

Die Tracklist von „Black Science“:

1. Man In A Suitcase
2. Box Of Six
3. Mysterons
4. Justified
5. Department S
6. Area Code 51
7. Has To Be
8. Number 5
9. Among The Cybermen
10. Unspeakable Elvis
11. Xodiak
12. Northern Wisdom
13. Trinity Road

Die Tracklist von „Ohmwork“:

1. Misfit
2. Pardon My Depression
3. Prisoner 103
4. I Believe
5. Aural Sects
6. Pseudocide
7. Pull The String
8. Alone
9. Dogs Of Whore
10. Don´t You Know

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