ETERNAL CHAMPION: Ravening Iron

Das Cover der neuen ETERNAL CHAMPION sei sexistisch, habe ich gehört. Unsinn! Wer es mit dem des Debüts nämlich vergleicht, wird feststellen, dass sich einiges getan hat; weniger beim Brustumfang, zugegeben, aber doch bei der Stellung der Frau. Kniete sie vor vier Jahren noch auf einem Berggipfel zu Füßen ihres unerschrockenen Helden, hat sie ihn anno 2020 wohl vom Berg geschubst – wahrscheinlich war er faul im Haushalt oder sie hatte einfach keine Lust mehr auf das ständige Bergsteigen und Schwert-in-die-Luft-recken – und sitzt nun selber auf dem Thron (mit ‘nem Drachen hinter sich, logisch). Das nenne ich Emanzipation!

Hat sich “Ravening Iron” denn auch von seinem Vorgänger emanzipiert? Nötig wäre es nicht gewesen, ist “The Armor Of Ire” doch unbestritten ein hervorragender Vertreter des Epic Metals US-amerikanischer Prägung, aber ich brauchte eine Überleitung. Für manche – mich z.B. – sind ETERNAL CHAMPION gar die besten Vertreter eines Genres, dem es seit Jahren nicht an Höhepunkten mangelt. Was also kann der sehnlichst erwartete Nachfolger?

Melodien zum Niederknien (auf dem Berg)

Er kann einfach genau das Gleiche wie sein Vorgänger. Ja, es ist schon erstaunlich, wie sehr sich die Struktur der beiden Alben ähnelt: Der Opener entpuppt sich (nach einer kurzen Tempo-Finte) wie schon damals als hymnischer Stampfer mit vollem Schwertreckpotential, der unwiderstehliche Gesang Jason Tarpeys (neben dem Mikrofon bedient er allen Ernstes und wie-könnte-es-anders-sein noch “War Horn, Hammer & Anvil”) wird schön reingefadet und bringt Melodien zum Niederknien, und dann geht’s auch schon weiter mit dem Titelsong, der frappierende Ähnlichkeiten mit dem 2016 ebenfalls an zweiter Stelle platzierten Titelsong aufweist. Mangelnde Originalität? Wer sagt das?! Spüre mein Schwert, denn ich find’s großartig!

Langweilig sind nämlich auch diese Songs nicht, im Gegenteil, unglaubliche Hits sind es, die ETERNAL CHAMPION wieder mal geschaffen haben, vor allem der Titelsong – er weist wie schon sein Pendant auf “The Armor Of Ire” diesen dezenten Synthesizer-Einsatz und dieses galoppierende Riffing auf, das mich in Kombination mit dem so genial genau zwischen Melancholie und Heroik liegenden Gesang immer noch auf erstaunliche Art und Weise an die 80er denken lässt, und zwar nicht nur an heroische Zeichentrickserien-Intros und klassischen Heavy Metal, sondern sogar an sowas wie romantischen Synthie-Pop á la ULTRAVOX o.ä.

“Ravening Iron” ist das erwartete gelungene Zweitwerk

Wie schon auf dem Debüt belassen es ETERNAL CHAMPION aber auch auf “Ravening Iron” bei einem Experiment in diese Richtung. Es schließt sich – auch das nichts Neues – ein Reigen auf den ersten Eindruck etwas weniger packender, aber durchweg hochklassiger Songs an, die immer wieder Klassikern des Genres huldigen, sich als Grower entpuppen und schlichtweg alles richtig machen – vor allem, wenn mit “richtig” sowas gemeint ist wie das Hineinfühlen in ein Leben als epischer Held im knappen Höschen.

Das Album wirkt alles in allem etwas runder und “fertiger” als sein Vorgänger, es ist etwas besser produziert, aber einen kleinen Schnitzer hat man sich schon geleistet: Das an Videospielmusik erinnernde Zwischenspiel “The Godblade” geht zu abrupt ins epische Albumfinale über. Dieses jedoch entschädigt dafür allemal, erst recht, wenn am Ende für Fans des Debüts noch ein kleines Schmankerl folgt, das ich aber ungern spoilern möchte. So stellt sich “Ravening Iron” letztlich als äußerst gelungenes Zweitwerk heraus, und der einzige Wermutstropfen bleibt die Frage, wieso die Band vier Jahre gebraucht hat, um ein Album fertigzustellen, das so gut wie keine Überraschung bietet; die kompositorische Klasse indes ist hoch genug, um mich erneut vier Jahre lang immer wieder gerne auf das Werk zurückkommen zu lassen.

Spielzeit: 37:24 Min.

Veröffentlichung am 20.11.2020 auf No Remorse Records

Line-Up:
Jason Tarpey: Vocals, War horn, Hammer & Anvil
Arthur Rizk: Drums, Guitars, Synth, Backing vocals
John Powers: Guitars, Synth, Twelve string
Brad Raub: Bass

ETERNAL CHAMPION „Ravening Iron“ Tracklist

1. A Face in the Glare
2. Ravening Iron (Lyrics-Video bei YouTube)
3. Skullseeker
4. War at the Edge of the End
5. Coward’s Keep
6. Worms of the Earth
7. The Godblade
8. Banners of Arhai

Total
0
Shares
WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner