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ANCST: Summits Of Despondency

Das Glas ist weder halb voll noch halb leer. Es liegt in tausend Stücken auf dem Boden. Die Schuld haben wir alle zu tragen: Dass es nichts zu lachen gibt, haben nicht ANCST zu verantworten, sie legen lediglich den Finger auf die Wunde – und streuen etwas Salz darauf. „Summits Of Despondency“ ist bitterer Ernst, der seine Abrechnung mit der verkorksten Weltgesellschaft in ein verbittertes Blackened Hardcore-Gewand packt.

Die dreckigen Vocals tun ihr Übriges dazu bei: Zwischen CULT OF LUNA und frühen BURIED INSIDE spuckt Sänger Tom über vierzig Minuten lang Gift und Galle, während uns das Schlagzeug mittels Blasts und Doublebass-Salven zusätzlich nach vorne treibt. So balancieren ANCST in „Final Hour“ versiert zwischen Black Metal und drückenden Hardcore-Riffs, packen in „Inferno“ aber auch mal melodische Gitarrenleads aus.

Frustration und Aussichtslosigkeit prägen den Kern von “Summits Of Despondency”

Obwohl uns das Berliner Projekt kaum atmen lässt, findet es inmitten dieser Zerstörungsorgie die richtige Balance. „Razed Eden“ beschwört mit gesampeltem Damengesang und überraschend fragilem Intro eine Schwermut herauf, die auch ohne die eindringlichen Bilder des zugehörigen Musikvideos alsbald in Trauer umschlägt.

Es ist eine Mischung aus Frustration und Aussichtslosigkeit, die den Kern von „Summits Of Despondency“ prägt. Was kann der Einzelne angesichts der Zerstörung unseres Planeten oder der Korruption vieler Rechtssysteme dieser Welt schon tun, außer sich eben diesen Frust von der Seele zu brüllen? Zwischendurch meinen wir selbst bei ANCST einen Funken Hoffnung zu verspüren, als uns das instrumentale „The Burden Of Hope, Pt. I“ einen ruhigen Moment der Introspektion verschafft.

ANCST sind niederschmetternd – und doch irgendwie aufbauend

Gerade einmal anderthalb Minuten dauert dieser Lichtblick, bevor uns der Fatalismus Stück für Stück wieder einholt. „The Burden Of Hope, Pt. II“ gelingt es dennoch, mittels der Leadgitarre typische Klangfarben des Post Metal über ein schwarzmetallisches Fundament zu legen. Das Resultat ist niederschmetternd sowie aufbauend zugleich und ebnet den Weg für die zweite Hälfte des Albums, wo „Abysm Of Existence“ mit einem kurzen Exkurs in den Death Metal überrascht, bevor im letzten Drittel „Monotony Of Anguish“ und „Denazification“ den Spagat zwischen AT THE GATES und Black Metal wagen, den auch NEAERA auf ihrer selbstbetitelten Comeback-Platte schon erfolgreich vollzogen hatten. Nur sind ANCST dank Crust-Schlagseite noch ein Stückchen dreckiger.

Das alles macht „Summits Of Despondency” zu einem intensiven, aber auch abwechslungsreichen Werk, das trotz oder gerade wegen seiner trostlosen Atmosphäre regelrecht kathartisch wirkt. Manchmal muss die Wut eben raus. Und wenn das Wasserglas in der Folge an der Wand zerschellt, ist es auch vollkommen egal, wie es zuvor um den Füllstand bestellt war. Wir sammeln hinterher ohnehin nur die Scherben auf.

Veröffentlichungstermin: 18.09.2020

Spielzeit: 44:44

Line-Up

Tom Schmidt – Vocals, alle Instrumente (Studio)
Jonas Hasselhoff – Gitarre (Live)
Robert Ott – Gitarre (Live)
Stephan Pannwitz – Bass (Live)
Conor Michael – Schlagzeug (Live)

Produziert von ANCST

Label: Lifeforce

Homepage: https://angstnoise.bandcamp.com/
Facebook: https://www.facebook.com/angstnoise

ANCST “Summits Of Despondency” Tracklist

  1. Kill Your Inner Cop
  2. Inferno (Audio bei YouTube)
  3. Final Hour (Audio bei YouTube)
  4. Praising the Realm of Loss
  5. The Burden of Hope Part I
  6. The Burden of Hope Part II
  7. Razed Eden (Video bei YouTube)
  8. Abysm of Existence
  9. … of Dying
  10. Denazification
  11. Monotony of Anguish
  12. Monolith
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