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ALMYRKVI / THE RUINS OF BEVERAST: Split

Eine EP herauszubringen ist für etablierte Bands meist ein marketing-technisches Instrument, welches die Aufmerksamkeit auf die Bands zwischen zwei Alben hoch halten soll. In Neusprech nennt man das wohl „Appetizer“.  Das führt dazu, dass bei solchen Releases nicht die Qualität entscheidet, sondern nur der Effekt und man daher gerne Ausschuß-Ware aus den letzten Recordings, verzichtbare Live-Versionen oder im allerschlimmsten Fall Remixes oder „Alternativ“-Versionen (also Versionen, die zu schlecht waren und deshalb verworfen wurden) und ähnlichen Mumpitz veröffentlicht. Bei Splits machen das dann sogar zwei Band gleichzeitig, was es meist eher doppelt schlimm als besser macht.

Explizit ausgenommen von meiner Motzerei sind Splits, bei denen sich die Bands gegenseitig covern, was wirklich einer charmante Idee ist, die in der Metal-Szene leider viel zu selten umgesetzt wird (Vielleicht sollte hier ein Metal-Label mal eine Serie mit Singles auflegen, ich wäre dabei…) und Newcomer-Bands, die sich mit einer Split schlicht die Kosten für einen wertig aufgemachten Release teilen wollen. Der Ansatz ist verständlich, allerdings sind dabei manchmal die Qualitäts-Unterschiede recht groß oder die stilistische Ausrichtung der Bands unpassend zueinander.

Insgesamt alles Gründe, die dazu geführt haben, dass der Anteil von Split-Veröffentlichungen in meiner Sammlung bislang recht überschaubar geblieben ist.

Das es auch mit bereits etablierten Bands anders und vor allem besser geht, beweisen Ván Records, mit der vorliegenden Split, die zwei neue Stücke von ALMYRKVI, die aus dem sehr fruchtbaren Isländischen Black Metal Band/Musiker-Pool stammen, und zwei neue Stücke der deutschen Ván Records-Veteranen THE RUINS OF BEVERAST aus Aachen enthält. Beide bewegen sich im Spannungsfeld zwischen atmosphärischem Black Metal, Doom und generell dunklem Krach und beide kochen da ihr eigenes, sehr interessantes Süppchen ohne sich Genre-Konfessionen zu unterwerfen.

Ein dichtes, atmosphärisches Geflecht

Die Isländer zeigen sich mit “Asomatous Grove“ von ihrer langsamen, sehr atmosphärischen Seite und weben ein dichtes Geflecht aus tiefen Gitarren, Keyboard-Flächen im Hintergrund, Growls und einem sich stetig in Dichtheit und Intensität steigernden Arrangement. Der Song ist ein mitreißender Fluss aus Melodien und verschiedenen Schichten von atmosphärischer Instrumentierung, der vor dem erwartbar imposanten Finale noch kurz in eine kleine Oase der Zurückhaltung mündet, die sich mit ihrer tiefen Ruhe und cleanen Gitarren-Fragmenten, dem Sog des Songs quasi entgegenstellt    Sehr gelungenes Arrangement, sehr guter Song. „Managarmr“ hält das Niveau, ist ebenfalls sehr groovig und dunkel, aber insgesamt etwas dissonanter, aggressiver und verstörender. Die Riffs atmen Black Metal deutlich mehr als im ersten Track, auch wenn hier ebenfalls keine Blastbeats zu hören sind.

Insgesamt zwei gelungene Tracks, die den Stil der Band weiter festigen und sehr finsteren Black Metal auf hohem Niveau bringen.

Dahinwälzender, hypnotischem Groove

Die Aachener liefern ebenfalls zwei qualitativ hochklassige Songs mit einer ähnlichen Steigerung in Aggressivität und Härte ab, wenn auch ungleich extremer. Die Entwicklung der Band vom Black Metal zur Atmosphäre, über Doom hinzu einer in dunkle Musik überführte Spiritualität wird im ersten Track eindrucksvoll belegt und gefestigt. „The Grand Nebula Pulse“ macht im Prinzip da weiter, wo das letze grandiose Album „Exuvia“ aufhört: Schamanisch klingende Rhythmik, die üblichen tiefen Gitarren, das eher im Hintergrund stattfinde, sehr tiefe Growling, dann immer wieder die typischen cleanen Gitarren-Melodien als Schaumkrone auf den sich dahinwälzenden, hypnotischem Groove-Wellen. Auch wenn die Musik direkt an die letzte Platte anschließt, klingt der Song  eben nicht wie in der gleichen Session entstanden und dann aussortiert, sondern kann qualitativ das hohe Niveau von „Exuvia“ halten.

Wilde Blastbeats

Der zweite Track „Hunters“ überrascht dann mit wilden Blastbeats und schnellen Black Metal-Riffs, aggressivem Gekeife und wirkt fast old-schoolig für THE RUINS OF BEVERAST-Verhältnisse, natürlich ohne die Atmosphäre zu vernachlässigen. Manche Riffs und vors allem die Wechsel zwischen den schnellen und langsamen Parts könnten gar auf den frühen Releases der Aachener wie dem Meisterwerk „Foulest Semen of a sheltered Elite“ stehen.  Ein unerwarteter Track, der aber durchaus seine Qualitäten hat.

Früher hätte man gesagt, dass diese Platte „eine guten Einstieg“ in das Schaffen der beiden Bands darstellt, aber wer kauft sich heutzutage noch eine Platte, um die Musik von Bands auszutesten?

Ich kann mich hier gerade noch zurückhalten, um nicht wieder einen nostalgischen Rant abzulassen, was einem doch verloren geht, wenn man die anhand des Covers oder auf bloßes Anraten eines Freundes blind gekaufte oder bestellte Platte zuhause auspackt und gespannt auf die Überraschung beim ersten Abspielen wartet. Ne, Freunde, allzu oft war das nämlich eine böse Überraschung. Und da lob ich mir doch Bandcamp und andere Möglichkeiten, diese Überraschung risikolos zu erleben.

Trotzdem kann ich für diese Platte eine Kaufempfehlung aussprechen, nicht nur wegen der wie immer bei Ván Records hochwertigen Vinyl-Versionen (es gibt aber dieses Mal auch eine CD-Version), sondern vor allem, weil es bei einer Platte mit über 40 Minuten toller Musik und keiner schlechten Note schlicht kein einziges Argument gegen einen Kauf gibt.

Release Date: 12.06.2020

Label: Ván Records

ALMYRKVI / THE RUINS OF BEVERAST: Split

  • 1. ALMYRKVI – Asamatous Grove (Video auf Youtube)
  • 2. ALMYRKVI- Managarmr (Video auf Youtube)
  • 3. THE RUINS OF BEVERAST – The Grand Nebula Pulse (Video auf Youtube)
  • 4. THE RUINS OF BEVERAST – Hunters (Video auf Youtube)

Line Up:

  • ALMYRKVI
  • Bjarni Einarrson . Drums
  • Garðar S. Jónsson – Vocals, Bass guitars, Keyboards
  • THE RUINS OF BEVERAST
  • Alexander von Meilenwald – all instrumens

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